Novus Ordo

Vorwärts, Konziliarisierung

Vorwärts, Konziliarisierung on September 14, 2013

In der Augustausgabe von Englands neuer katholischer Monatszeitschrift The Recusant, welche sich als „Inoffizieller FSSPX-Rundbrief im Guerilla-Kampf für die Seele der Tradition“ bezeichnet, erschien ein guter Artikel. Er argumentiert, daß die Deklaration der drei Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) vom 27. Juni 2013 nicht so glaubenstreu ist, wie sie zunächst aussieht. Ein kurzer Überblick wird den sieben dichten Seiten des Recusant -Artikels zwar kaum gerecht, doch verdient seine Leitlinie eine Verbreitung. Diese Linie lautet so:—

Auf den ersten Blick scheint die Deklaration vom 27. Juni traditionell zu sein, aber wie schon in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils A gibt es gewöhnlich eine Lücke, oder besser gesagt eine verhängnisvolle Schwachstelle, durch welche der ganze Rest des Dokumentes untergraben werden kann. Werfen wir also Absatz für Absatz einen genaueren Blick auf die Deklaration:

§1) „Dankbarkeit“ wird dem Erzbischof Lefebvre ausgedrückt, aber in der Deklaration folgen nur harmlose und weiche Zitate von ihm. Weder wird seine Predigt von den Bischofsweihen des Jahres 1988 erwähnt, noch folgen Zitate seiner schlagkräftigen Gründe für die Notwendigkeit dieser Bischofsweihen, um den „Antichristen in Rom“ (wie der Erzbischof sagte) Widerstand zu leisten.

§3) Zwar wird zugegeben, daß die „ Ursache “ für die Irrtümer, welche die Kirche verwüsten, in den Konzilsdokumenten enthalten sind. Doch ist das nicht gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, daß diese Irrtümer in den Dokumenten sind, denn Ursache und Wirkung können nicht identisch sein. In Wahrheit sind allerdings schwere Irrtümer direkt in den Konzilsdokumenten enthalten, wie z.B. die Religionsfreiheit.

§4) Es wird anerkannt, daß das Zweite Vatikanum die Art und Weise, wie die Kirche lehrt oder wie sie Autorität ausübt, veränderte und sogar beeinträchtigte. Jedoch stellt nicht die Autorität das Hauptproblem dar, sondern die Glaubenslehre, siehe §8.

§5) Die Deklaration erinnert nur mit relativ weichen Worten an die „ Nicht-Beschäftigung “ der Konzilskirche mit der „Herrschaft Christi.“ In Wahrheit jedoch leugnet und widerspricht die Konzilskirche der universellen Christkönigsherrschaft, welche doch die Kriegsflagge des Erzbischofs und heutzutage aller echt antiliberalen Katholiken ist.

§6) Wie bereits in §3) angeschnitten, gibt die Deklaration zwar zu, daß das Konzilsdokument über die Religionsfreiheit zur Auflösung Christi führt. Doch das wirkliche Problem ist, daß der Konzilstext diese Auflösung ist, weil er den Menschen an die Stelle Gottes stellt. Das Zweite Vatikanum ist nicht nur die Frucht menschlicher Schwäche oder Geistesabwesenheit, sondern das Ergebnis einer satanischen Verschwörung.

§7) Auf ähnliche Weise lassen Ökumenismus und interreligiöser Dialog nicht lediglich „die Wahrheit über die eine wahre Kirche verstummen,“ wie in der Deklaration behauptet, sondern sie leugnen und widersprechen dieser Wahrheit. Auch „löschen“ Ökumenismus und interreligiöser Dialog nicht einfach nur „den missionarischen Geist“ aus, sondern sie löschen die Mission als solche aus, und mit ihr Millionen von Seelen überall auf der Welt.

§8) Als Grund für den Ruin der kirchlichen Institutionen wird die Zerstörung der Autorität innerhalb der Kirche durch die konziliare Kollegialität und den demokratischen Geist des Konzils gesehen. Doch das Hauptproblem (wie der einleitende Satz des Absatzes nur schwach andeutet) ist der Verlust des Glaubens, während die Autorität nur zweitrangig ist.

§9) Obgleich die Erklärung auf echte Fehler und schwere Auslassungen im Novus-Ordo-Meßritus hinweist, erwähnt sie doch mit keinem Wort das weltweite Gemetzel an Seelen, welches dieser Ritus anrichtet durch sein Verfälschen ihrer Anbetung von Gott. Die Novus-Ordo-Messe ist die Hauptantriebsfeder der Kirchenzerstörung von 1969 bis heute.

§10) Schließlich wird eine ängstliche und unterwürfige Sprache verwendet, um „mit Nachdruck zu bitten,“ daß Rom doch zur Tradition zurückkehren möge. Selbstverständlich möchte die Neupriesterbruderschaft gemäß ihrer Markenänderung keine Kämpfer und auch keine kämpferischen Reden mehr.

§11) Die drei Bruderschaftsbischöfe „wollen . . . der Vorsehung folgen“ – ob Rom nun zur Tradition zurückkehrt oder nicht. Was kann dies anderes bedeuten als ein späteres Annehmen eines Abkommens, welches an der Glaubenslehre vorbeigeht?

§12) Die Erklärung schließt mit frommen Worten und einem weiteren Taubenzitat des Erzbischofs.

Damit kommt The Recusant zu dem traurigen, aber allzu wahrscheinlichen Schluß, daß diese Deklaration nur ein scheinbarer Schritt zurück ist im Vergleich zu den beiden Deklarationen vom 15. April und 14. Juli letzten Jahres, die allerdings zwei klare Schritte zur Konziliarisierung der Priesterbruderschaft waren. Himmel, hilf!

Kyrie eleison.

Asienreise

Asienreise on Juni 15, 2013

Etliche Leser beklagten sich über den „Eleison Kommentar“ von vor zwei Wochen, welcher das Thema „gelähmte Autorität“ behandelte. Aus seiner Argumentation, daß bis die „drohende Züchtigung Gottes“ stattfindet, keine weitere katholische Kongregation mehr auf normaler katholischer Basis gegründet werden könne, schlußfolgerten diese Leser, daß ich annähme, ein Bischof könne nichts anderes mehr tun als auf diesen Eingriff Gottes zu warten. Doch warum hätte ich dann soeben eine zweiwöchige Asienreise unternommen, sowie jetzt eine Reise nach Irland? Auf ähnliche Weise schlußfolgerten diese Leser, daß ich keinen Bischof weihen würde. Wozu ich sage – so Gott will –: warten wir einfach ab.

Weil das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. offensichtlich nach wie vor entschlossen ist, die Bruderschaft in die Arme des Konzilsrom zu führen, gibt es für einen Bischof viel zu tun, um Gläubige, welche am wahren Glauben festhalten wollen, zu besuchen und aufzurichten. Am 17. Juni 2012 schrieb der Generalobere Bischof Fellay an Benedikt XVI.: „ Ich beabsichtige weiterhin jede Anstrengung zu unternehmen, um diesen Weg (der Versöhnung mit Rom) zu verfolgen, um die notwendigen Klarstellungen zu erreichen. “ Und in derselben Art schrieb er: „ Leider wird in der derzeitigen Situation der Bruderschaft “ der römische Gegenvorschlag vom 13. Juni 2012 auf die Doktrinäre Erklärung des Bischofs von Mitte April 2012 „ nicht akzeptiert werden. “ Sagt er damit nicht, daß es ein Glück gewesen wäre, wenn die Bruderschaft damals die römischen Bedingungen angenommen hätte?

Auf der einen Seite haben wir also diesen schriftlichen Beweis (veröffentlicht durch das Generalhaus) von Bischof Fellays Entschlossenheit, die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre auszuverkaufen. Auf der anderen Seite haben wir allerdings auch entgegengesetzte Zitate des Generaloberen an seinen französischen Distriktoberen, daß er (der Generalobere) dies „ leider “ nur „ zuliebe des Papstes “ geschrieben habe, sowie Zitate von ihm an die Mutter Oberin des belgischen Karmel, daß er „ niemals beabsichtigt habe, ein praktisches Abkommen mit Rom zu verfolgen. “ Leider ist Bischof Fellay so berüchtigt dafür, seine Worte an das jeweilige Publikum anzupassen, daß diese letztgenannten Zitate keineswegs seine Absicht widerlegen können, die Bruderschaft des Erzbischof auszuverkaufen. Seine erstaunliche Fähigkeit, sozusagen die geistige Wohnungsausstattung in seinem Kopf umzustellen, verdient einen eigenen „Eleison Kommentar.“ Inzwischen möchten wir die Frage stellen, ob es da noch verwunderlich ist, wenn die als „Widerstand“ entstehende Bewegung spontan auf der ganzen Welt entsteht?

Vom 24. Mai bis 6. Juni 2013 besuchte ich mit Hw. Chazal einen Großteil seiner Herde von ungefähr 400 Seelen. Dabei spendete ich über 50 Firmungen in Südkorea, den Philippinen und Singapur. Hw. Chazal ist eine echte Persönlichkeit; er verfügt über eine ausgezeichnete Einsicht und ist obendrein noch sehr witzig. Wenn Sie ihn jemals treffen sollten, so lassen Sie sich unbedingt seine Nachahmung eines indischen Politikers vorführen (er sagt, daß die Inder robust sind und „das vertragen können“).

In Südkorea verursachte die Kursänderung der Priesterbruderschaft einen scharfen Schnitt unter den Bruderschaftsgläubigen, mit dem Ergebnis, daß die Spenderin der ursprünglichen Bruderschaftskapelle nun eine weitere gestiftet hat. Ich hatte das Vergnügen, die Trauung ihrer Tochter durchzuführen. Auf den Philippinen war – gerade als ich ankam – ein älterer Priester, welcher vor einigen Jahren aus der Neukirche flüchtete, um mit der Bruderschaft zusammenzuarbeiten, nun dabei, aus der Neubruderschaft zu fliehen, um mit dem Widerstand zu arbeiten. Er dürfte mit dem Beginn eines Priesterseminars betraut werden, welches Hw. Chazal eröffnen möchte, sowie Meßzentren überall auf den zentralen Philippinen betreuen. An Arbeit wird es ihm also nicht fehlen. In Singapur, welches ein Paradebeispiel des westlichen Materialismus in der östlichen Hemisphäre darstellt, traf ich auf eine chinesische Familie und ihre Freunde, welche den Wandel der Bruderschaft zur Neubruderschaft durchschauen. Die Wahrheit wird auch die ExSPX, wie Hw. Chazal die Neubruderschaft nennt, untergraben – genau so, wie die Wahrheit die Neukirche des Novus Ordo untergräbt.

Es gibt also viele Seelen, welche auf ihrem Weg in den Himmel zu stützen sind. Habe ich irgendwelche Kandidaten, welche für die Bischofsweihe sich anbieten?

Kyrie eleison.

Kulturalarm

Kulturalarm on Dezember 29, 2012

Viele Katholiken, welche die Priesterbruderschaft St. Pius X. lieben, weil sie ihnen über die Jahre so viel gegeben hat, könnten angesichts des jetzt offenbaren Schwankens der Bruderschaftsführung dem Gedanken erliegen, daß sie als einfache Laien nicht viel dagegen tun können. Womit sie falsch lägen. Solchen Gläubigen seien die folgenden Überlegungen eines Freundes von mir gewidmet. Zwischen den Zeilen werden sie lesen können, daß, falls Gott die Bruderschaft nicht rettet – was er natürlich jederzeit könnte –, dies teilweise auch an ihnen liegt. Der Brief des Freundes lautet, leicht angepaßt, wie folgt:—

„Eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft wäre für die katholische Tradition verheerend. Es genügt ein Blick auf die traditionellen Redemptoristen in Schottland und was mit ihnen geschah . . . . Die beiden Messen können nicht nebeneinander existieren. Die eine Messe wird die andere stets vertreiben . . . . Als ich kürzlich eine Novus Ordo Messe besuchte, war die ganze Kirche von ständigem Geschwätz und Klatschen durchdrungen . . . . Die hinter diesen zwei Messen stehenden Lager liegen einfach zu weit auseinander, als daß eine Einigung möglich wäre. Die Geisteshaltung des Modernismus einerseits und der Tradition andererseits passen unmöglich zusammen.“

„Sodann gibt es diese tiefgreifende Revolution, welche die moderne Zivilisation einschließlich der Tradition überwältigt hat und von der Traditionsführung meistens verpaßt wurde. Die Elektronik-Technologie hat eine kulturelle Revolution in unser Leben und vor allem in das Leben der jüngeren Generation hineingetrieben. Wenn die Elektronik nicht planvoll gehandhabt und gelenkt wird, schwächt sie mit Sicherheit den Glauben, weil sie das gesamte Leben der Menschen übernehmen kann. Insbesondere sind die Jüngeren anfällig dafür, von der Elektronik erfaßt zu werden. Sie „hängen“ den ganzen Tag an der Elektronik. Menschen, die sehr in sie hineinversinken, werden am Ende sogar funktionsgestört: sie vermögen morgens nicht mehr aufzustehen, keine lebendigen Gespräche mehr zu führen, geschweige denn am Arbeitsplatz durchzuhalten.“

„Wenn eine Sportmannschaft nicht mehr von ihrem Sportlehrer ermahnt wird, fällt schnell ihr spielerisches Niveau ab. Werden Katholiken bezüglich kultureller Themen wie Musik, weiblicher Kleidung, Fernsehen, usw. nicht mehr ermahnt, so beginnt ihr kultureller Niveau zu sinken – mit tiefgreifenden Folgen für ihren Glauben. Im Kampf, die Weltlichkeit aus ihren Heimen fernzuhalten, stehen traditionskatholische Eltern mit ihren Familien alleine da, weil die Bruderschaftsführung diese Kulturrevolution entweder verpaßt hat oder ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Ich habe viele und lange Unterhaltungen mit traditionellen Familien geführt, welche tief besorgt sind über die Richtung, in welche die traditionelle Bewegung marschiert. Wollen religiöse Bewegungen aufblühen, so müssen sie gegenüber kulturellen Themen Flagge zeigen. Beispielsweise erfuhr die Tradition eine Stärkung, als sie damals Stellung gegen das Fernsehen bezog. Doch wenn bezüglich kulturellen Themen keine Stellung bezogen wird, so beginnt alsbald auch die Stellung bezüglich doktrinären Themen zu bröckeln.“

„Vielleicht hat das letzte Generalkapitel die Bruderschaft momentan noch vor dem Abgrund bewahrt, doch beruhigt mich das kaum. Dem Festlegen von klaren Bedingungen für künftige Diskussionen mit Rom im Hinblick auf ein Abkommen widmete es viel Zeit. Aber Rom ist seit 1988 im wesentlichen unverändert. Ich denke, daß die Bruderschaft wieder ihre prophetische Rolle übernehmen sollte, so wie sie es zu Zeiten von Erzbischof Lefebvre tat. Die traditionelle Bewegung muß dringend den Modernismus und Liberalismus verurteilen, welche die Kirche in ihre Selbstzerstörung führen. Doch in letzter Zeit verstummten diese Verurteilungen. Vielleicht sind viele traditionelle Priester von jenem Komfort abgelenkt, welchen sie sich von einer Einigung mit Rom versprechen.“

Nun sind Sie am Zug, liebe Leser: Hinweg mit der kitschigen und wertlosen Musik in Ihrem Heim. Und schmeißen Sie den Fernseher aus dem Fenster. Beschränken Sie den Einsatz von Elektronik auf ein Minimum. Liebe Mütter, tragen Sie Röcke, wenn möglich – also allermeistens. Andernfalls sollten Sie, liebe Leser, nicht darüber klagen, wenn Gott die Bruderschaft nicht rettet. Bekanntlich zwingt er seine Gaben niemandem auf. Gelobt sei sein Name allezeit.

Kyrie eleison.

Sarto oder Siri?

Sarto oder Siri? on September 29, 2012

Am Fest des Hl. Pius X. entglitt mir einmal in einer Predigt „fast eine Häresie,“ als ich laut fragte, ob Giuseppe Sarto der Kirchenzerstörung durch Paul VI. widerstanden hätte, wenn er nicht schon im Jahre 1914 als Papst, sondern z.B. erst 1974 als Kardinal gestorben wäre. Innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. muß diese Frage wie eine Häresie anmuten, denn wie könnte die Weisheit des himmlischen Schutzpatrons der Bruderschaft – um in unserem Fragebeispiel zu bleiben – auf irgendeine Art fehlerhaft gewesen sein? Dennoch ist diese Frage berechtigt.

In den 1970er Jahren suchte Erzbischof Lefebvre einige der besten Kardinäle und Bischöfe der Kirche in der Hoffnung auf, wenigstens eine Handvoll von ihnen von der Notwendigkeit des öffentlichen Widerstandes gegen die Revolution des Zweiten Vatikanischen Konzils überzeugen zu können. Er pflegte zu sagen, daß der gemeinsame Widerstand von nur einem halben Dutzend Bischöfen die konziliare Verwüstung der Kirche hätte ver- oder wenigstens behindern können. Doch leider Gottes unternahm nicht einmal der von Papst Pius XII. als Wunschnachfolger ausersehene Kardinal Siri von Genua einen öffentlichen Schritt gegen die konziliare Kirchenführung. Schließlich trat wenigstens Bischof de Castro Mayer hervor – allerdings erst in den 1980er Jahren, als die konziliare Revolution schon in der Kirchenspitze sich eingenistet hatte.

Wie konnte es geschehen, daß selbst die bestausgebildetsten Köpfe so umnachtet waren? Warum erkannten damals nur so wenige der besten Kirchenmänner, was Erzbischof Lefebvre klar sah? Wie z.B. die Tatsache, daß das Kirchen-„Gesetz,“ welches die „Novus Ordo“-Messe etablierte, überhaupt kein Gesetz war; denn es gehört zum Wesen des Rechtes, daß ein Gesetz eine vernünftige Verordnung für das Allgemeinwohl sein muß. Wieso blieb also der Erzbischof so relativ alleine in seinem Kampf, ein solches Grundprinzip des gesunden Menschenverstandes vor dem Ersticktwerden durch eine überbordende Autoritätshörigkeit zu beschützen – wo doch das Zweite Vatikanum und die Neue Messe das Überleben der Kirche selber gefährdeten? Auf welche Weise konnte denn die Autorität solcherart über Wirklichkeit und Wahrheit die Oberhand gewinnen?

Meine Antwort lautet: Dies alles geschah, weil die Christenheit seit sieben Jahrhunderten in den Glaubensabfall, auch Apostasie genannt, abgleitet. Seit 700 Jahren wird – abgesehen von edlen Ausnahmen wie z.B. die Gegenreformation – die Wirklichkeit des Katholizismus vom Wahn des Liberalismus wie durch ein Krebsgeschwür zerfressen. Dieser Liberalismus „befreit“ den Menschen von Gott auf mehrere Weisen: er „befreit“ die Natur von der Gnade, den Verstand von der objektiven Wahrheit und den Willen vom objektiven Recht und Unrecht. Während der längsten Zeit dieser Epoche, 650 Jahre lang, hielten die katholischen Kirchenmänner an der Wirklichkeit fest und verteidigten sie eisern. Doch am Schluß drang eine ausreichende Menge des allumfassenden Wahns der lockenden Moderne bis ins Mark der Kirchenmänner vor, so daß ihr Verstand und Wille den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Wie der Hl. Thomas Morus über die englischen Bischöfe seiner Zeit sagte, welche die katholische Kirche verrieten: es fehlte ihnen die Gnade. So ließen die Konzilsbischöfe gerne zu, daß der bloße Menschenwahn anstelle von Gottes Wirklichkeit, und die Autorität anstelle der Wahrheit, rückten. Daraus ergeben sich praktische Lehren für den Klerus wie für die Laien.

Liebe Priesterbrüder innerhalb und außerhalb der Priesterbruderschaft: Hüten wir uns davor, so wie Giuseppe Siri zu verfahren, und reagieren wir so wie Giuseppe Sarto mit seinen herrlichen Verurteilungen der modernistischen Irrtümer in seinen Lehrschreiben Pascendi, Lamentabili und Notre charge apostolique über den Sillon. Und um die Gnade geschenkt zu bekommen, welche wir für die gewaltigste Krise in der gesamten Kirchengeschichte benötigen, müssen wir auch gewaltig beten.

Liebe Laien: Wenn die Greuel des modernen Lebens Sie „hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit“ machen, so frohlocken Sie möglichst darüber, denn genau diese Greuel halten Sie an, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Und seien Sie ohne Zweifel, daß Sie durch Ihr Ausharren im Hunger nach Gerechtigkeit am Ende „Ihren Lohn erhalten werden“ (Matthäus 5,6). Selig die Armen im Geiste, die Sanftmütigen und die Trauernden, sagt unser Herr an derselben Stelle. Als sichersten Schutz vor der Übernahme unseres Verstandes und Herzens durch den liberalen Wahn beten Sie täglich fünf, oder am besten fünfzehn, Geheimnisse des Hl. Rosenkranzes unserer Allerseligsten Jungfrau Maria.

Kyrie eleison.

Sechs Bedingungen

Sechs Bedingungen on September 1, 2012

In seinem offiziellen Brief vom 18. Juli 2012 an die Distriktoberen enthüllte der Generalsekretär der Priesterbruderschaft St. Pius X. die sechs „Bedingungen“ für eine künftige Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft. Anfang Juli 2012 arbeiteten die 39 Kapitelmitglieder diese Bedingungen in Besprechungen heraus. Diese Bedingungen unterstreichen gewiß eine besorgniserregende Schwäche aufseiten der gesamten Bruderschaftsführung.

Die erste „erforderliche Voraussetzung“ ist die Freiheit für die Bruderschaft, die unveränderliche Wahrheit der katholischen Tradition lehren und die Verantwortlichen der Irrtümer des Modernismus, Liberalismus und des Zweiten Vatikanum kritisieren zu dürfen. Soweit, so gut. Doch beachten wir, wie diese Vorstellung des Generalkapitels gegenüber Erzbischof Lefebvres Sichtweise sich geändert hat. Seine Anforderung lautete: „ Rom muß sich bekehren, weil die Wahrheit absolut ist.“ Doch dies bedingt das Generalkapitel nicht mehr aus, sondern schreibt nur noch: „Die Bruderschaft verlangt für sich die Freiheit, die Wahrheit zu verkünden.“ Anstatt den konziliaren Glaubensverrat anzugreifen, bittet die Bruderschaft nun die Verräter um Erlaubnis, die Wahrheit verkünden zu dürfen. „Oh meine Bürger, welch ein Fall war das!“ (William Shakespeare, „Julius Cäsar“)

Die zweite Bedingung sieht die ausschließliche Verwendung der 1962er-Liturgie vor. Wiederum schön und gut, weil die 1962er-Liturgie keinen Verrat am wahren Glauben darstellt im Gegensatz zur konziliaren Liturgie, welche ab 1969 von Rom verhängt worden ist. Aber werden wir denn nicht gerade Zeuge von den Vorbereitungen Roms, den traditionellen Kongregationen, welche sich unter die römische Autorität gestellt haben, ein Meßbuch der „gegenseitigen Bereicherung“ aufzuerlegen, indem die Tradition mit dem Novus Ordo gemischt wird? Wieso sollte die Bruderschaft davor geschützt sein, wenn sie sich erst Rom unterworfen hätte?

Die dritte Bedingung verlangt eine Garantie von mindestens einem Bischof. Doch die Schlüsselfrage lautet hier: Wer wählt diesen Bischof aus? Liebe Leser, springen Sie in diesem Text einer künftigen „Vereinbarung“ zwischen Rom und der Bruderschaft schnurstracks zu dem Absatz, welcher die Ernennung von Bischöfen regelt. Im Jahre 1988 schlug Rom vor, daß der Erzbischof drei Weihekandidaten vorschlägt und Rom dann einen auswählt. Doch Rom verschmähte alle drei vorgeschlagenen Kandidaten. Wann werden die Menschen endlich kapieren? Katholiken müssen kämpfen und immer weiter kämpfen in dieser gigantischen Schlacht zwischen der Religion Gottes und der Menschenreligion.

Die vierte Bedingung begehrt eigene Bruderschafts-Schiedsgerichte in erster Instanz. Doch wenn jedes höhere Amtskirchengericht die Entscheidungen eines niedrigeren Gerichtes aufheben kann, was für einen Wert hat dann ein katholisches Urteil eines Bruderschafts-Gerichtes noch?

Die fünfte Bedingung formuliert den Wunsch, daß die Häuser der Bruderschaft der Kontrolle durch die Diözesanbischöfe entzogen seien. Das ist einfach unglaublich. Fast 40 Jahre lang hat die Priesterbruderschaft für die Rettung des Glaubens gekämpft und ihre wahrheitsliebende praktische Glaubensausübung vor der Einmischung durch die Ortsbischöfe geschützt. Und nun kommt das Generalkapitel daher und spricht nur noch den Wunsch nach Unabhängigkeit von diesen Ortsbischöfen aus? Liebe Leser, die Priesterbruderschaft ist leider nicht mehr das, was sie einmal war. Sie ist in den Händen von Menschen, die anders als Erzbischof Lefebvre denken.

Und die sechste und letzte Bedingung wünscht eine in Rom einzurichtende Kommission, welche um die Tradition sich kümmern solle – mit einer starken Vertretung aus der Tradition, aber in „Abhängigkeit vom Papst.“ Abhängigkeit vom Papst? Sind die Konzilspäpste etwa nicht die Rädelsführer des Konziliarismus gewesen? Ist der Konziliarismus denn inzwischen kein Problem mehr?

Im Ergebnis sind diese sechs Bedingungen äußerst gravierend. Sollte die Bruderschaftsführung nicht aus ihrem Traum von einem Frieden mit dem Konzilsrom – so wie es sich ihr präsentiert – herausgerissen werden, so riskiert die letzte weltweite Bastion des katholischen Glaubens, vor den Glaubensfeinden zu kapitulieren. Vielleicht sind Bastionen inzwischen veraltet.

Liebe Freunde, bereiten Sie sich auf den Glaubenskampf von zuhause aus vor. Wandeln Sie Ihr Haus in eine Festung um.

Kyrie eleison.

Benedikts Denken – III.

Benedikts Denken – III. on Juli 23, 2011

In seiner Schrift „Der Glaube, gefährdet durch die Vernunft“ untersucht Bischof Tissier zuerst eingehend die Wurzeln des päpstlichen Denkens – siehe „Eleison-Kommentar“ EC 209 – und anschließend die Früchte dieses Denkens. Diese können aber nicht gut sein, weil des Papstes Denken an erster Stelle auf dem systematischen Subjektivismus von Kant (1724–1804) beruht. Wie können denn die objektiven Wahrheiten des Glaubens jemals von der Teilnahme oder Reaktion des subjektiven Gläubigen abhängig gemacht werden? Dadurch werden das Evangelium, die Glaubenslehre, die Kirche, die Gesellschaft, das Königtum Christi und die vier Letzten Dinge eines nach dem anderen zu Fall kommen.

Beginnen wir also mit dem Evangelium. Nach diesem subjektivistischen Denken liegt der Wert des Evangeliums nicht mehr länger in seinen historischen, aus dem Leben und Sterben Unseres Herrn berichteten Tatsachen, sondern in der Kraft solcher Erzählungen, insofern sie uns an die wesentlichen Probleme unserer eigenen Zeit erinnern. Beispielsweise soll es nicht mehr wichtig sein, ob unser Herr bei seiner österlichen Auferstehung in seinem eigenen Körper und vereint mit seiner menschlichen Seele aus dem Grab emporstieg. Sondern vielmehr sei die moderne Bedeutung dieser Erzählung wichtig: Die Liebe ist stärker als der Tod, Jesus Christus lebt durch die Kraft der Liebe weiter und versichert, daß auch wir durch die Liebe überleben werden. Vergessen wir also die Wirklichkeit und die Tatsachen, denn „Allein die Liebe genügt“ . . .

Weiterhin muß nach diesem Denken auch das Dogma von der Vergangenheit gereinigt und durch die Gegenwart bereichert werden. Hierzu lehrt der moderne Philosoph Heidegger, daß die menschliche Person „selbst-übertreffend“ ist. Demnach war Christus so vollkommen selbst-übertreffend und strebte so völlig nach dem Unendlichen über sich selber, daß er sich selber bis hin zur Vergöttlichung erfüllte. Damit lautet also das Dogma von der Menschwerdung nicht mehr länger, daß Gott Mensch geworden, sondern daß der Mensch Gott geworden ist! Auch darf die Erlösung Christi nicht mehr länger bedeuten, daß Jesus Christus durch sein schreckliches Leiden am Kreuz seinem himmlischen Vater die Schuld für all die Sünden der Menschen bezahlt hat. Sondern diese Erlösung bedeutet nun, daß Jesus Christus an unserer Statt durch sein Kreuz Gott so sehr liebte, wie Gott geliebt werden sollte und daß er uns dazu ermuntert, es ihm gleich zu tun. Auch die Sünde ist nicht mehr länger eine tödliche Beleidigung Gottes, sondern nur ein Egoismus, also ein Mangel an Liebe. Aus diesem Grund braucht auch die hl. Messe nicht mehr länger ein Sühneopfer zu sein und der Priester kann zu nichts anderem als zum Vorsteher der Gemeinschaftsfeier werden. Es ist also kein Wunder, daß Benedikt an die „Novus Ordo“-Messe glaubt.

Natürlich trifft dieses Denken auch die Kirche. Als Folge der These, daß die Existenz der Person der höchste Wert ist – siehe EC 209 – und alle Personen gleichermaßen existieren, muß auch eine Kirche mit hierarchischen Ungleichheiten verschwinden. Die katholische Kirche als die eine und einzige Arche des Heils ist also nicht zumutbar, denn schließlich sind die Anhänger jedweder anderen Religion ja auch existierende Personen! Daher muß die Ökumene jede katholische Mission ersetzen. Das Erheben der menschlichen Person zum höchsten Wert löst aber auch die Gesellschaft auf, weil das Allgemeinwohl den persönlichen Rechten untergeordnet wird. Weiterhin untergräbt dieses Erhöhen die Ehe und den Gemeinschaftsverband, weil es die „Gegenseitigkeitsgesellschaft“ von männlicher und weiblicher Person über die Kinder stellt. Schließlich wird der Christuskönig entthront, weil jedem Menschen eine so hohe Würde zuerkannt wird, daß der Staat das Recht jeder Person auf freie Religionsausübung garantieren muß.

Zu guter Letzt wird aus dem Tod als Strafe sogar noch ein Heilmittel für unser Leiden, und aus dem persönlichen Gericht beim Tode eine Belohnung gemacht. Die Hölle ist dann nur noch ein unwiderruflich egoistischer Zustand der Seele, während der Himmel „ein immer neues Eintauchen in die Unendlichkeit des Seins“ ist (welches Sein eigentlich?). Und so weiter und so fort. Es geht tatsächlich um eine neue Religion, schreibt Bischof Tissier, welche durchaus gemütlicher als die katholische Religion ist – jedenfalls hier unten auf Erden!

Kyrie eleison.