Jesus Christus

Christ ist geboren

Christ ist geboren on Dezember 22, 2012

Die Anziehungskraft des göttlichen Kindes auf dem Arm seiner jungfräulichen Mutter läßt Weihnachten immer noch das beliebteste aller christlichen Feste sein. Doch in dem Maße, wie die Welt von Gott sich abwendet, verblassen Herz und Seele dieser Geburtsszene, und so werden die „Weihnachtgefühle“ immer vorgetäuschter. Die Christenheit ist wahrhaftig ausgebrannt. Höchste Zeit also, daß wir mittels der Liturgie der Mutter Kirche uns der Zeit vor Christus zuwenden, als weise Menschen in Erwartung seines Kommens überaus frohlockten. Für sie machte nur dieses Kommen das Unglück der Menschheit verständlich, welche von den Folgen der Erbsünde verwüstet war. Das Kommen war die große Hoffnung dieser Menschen und durch nichts zu erschüttern. Ja, Christus würde kommen und mit ihm würden die Pforten des Himmels noch einmal für die Menschen guten Willens geöffnet. Es folgen die aus Texten des Alten Testamentes zusammengestellten Antiphonen des vierten Adventssonntags.

„Stoßt ins Horn auf dem Sion, denn es kommt der Tag des Herrn, ja er ist nahe: siehe, er wird uns erretten, alleluja, alleluja.“ Wenn die Menschen nicht mehr gerettet werden wollen, dann verstehen sie auch den Grund ihres Geborenwerdens nicht mehr richtig, und sie werden dann in einem mehr oder weniger starken Zustand von Verzweiflung sterben. Wenn wir hingegen in Ewigkeit glückselig sein möchten, und wenn wir wissen, daß nur Jesus Christus der Weg zu dieser Glückseligkeit ist, dann können wir wahrlich nur frohlocken darüber, daß er gekommen ist.

„Siehe, dann kommt der Ersehnte aller Völker herbei, und das Haus des Herrn wird mit Herrlichkeit erfüllt, alleluja.“ Weil die Erbsünde weltumfassend ist, kamen auch die Weisen aus fremden und fernen Ländern nach Bethlehem, um ihren Retter anzubeten. In ihrer Sehnsucht nach ihm hätten sie tatsächlich aus allen Ländern der Welt kommen können. Und seit es Christen gibt, kamen sie wirklich aus allen Nationen, um ihren Retter Jesus Christus in seiner katholischen Kirche zu finden. Seither füllten diese Christen mit der Herrlichkeit schöner Zeremonien, Gebäude, liturgischer Gewänder, Kunst und Musik sein Haus aus.

„Was krumm ist, soll gerade, und die rauhen Wege sollen eben werden: komm, o Herr, und säume nicht.“ In den viertausend Jahren seit dem Sündenfall von Adam und Eva wurde die Welt gehörig krumm. Mit der Geburt unseres Herrn vor zweitausend Jahren begann schließlich die erstaunlichste Umwandlung der Menschheit. Seit Jahrhunderten halten wir es für selbstverständlich, daß die ebenen Wege der Zivilisation auch eben bleiben. Doch mit der Abkehr der Menschen von Christus werden diese Wege immer rauher, wie ein Blick in eine beliebige Zeitung von heute beweist. Komm, o Herr, und säume nicht, denn sonst werden wir Menschen einander verschlingen wie wilde Tiere.

„Der Herr kommt, geht hinaus, ihm entgegen, und rufet aus: »Und seines Königreiches wird kein Ende sein: Gott, Allmächtiger, Herr über alles, Friedensfürst, alleluja, alleluja.«“ Vielleicht grüßten so die Weisen das Christuskind, als sie es nach langer Reise schließlich fanden. Auch heute noch können Konvertiten nach ihrem mühevollen Weg durch die Wüsten der Gottlosigkeit ähnliche Worte finden, um uns daran zu erinnern, wie wir das Christuskind in der Krippe grüßen sollen. Denn ohne ihn kann die Welt keinen Frieden finden, sondern steht vielmehr wieder am Rand eines schrecklichen Krieges. Komm, o göttliches Kind, und säume nicht, sonst kommen wir alle um.

„Dein allmächtiges Wort, o Herr, wird herabsteigen von Deinem königlichen Thron, alleluja.“ Weihnachten bedeutet, daß die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit vom Himmel auf die Erde heruntersteigt, mit einer schwachen menschlichen Natur bekleidet und von einer menschlichen Mutter geboren wird, um uns von der Knechtschaft des Teufels loszukaufen und um die Tore des Himmels noch einmal für die Menschen guten Willens zu öffnen, welche zu glauben bereit sind. Göttliches Jesuskind, ich glaube. Hilf meinem Unglauben, und hilf am Feste Deiner Geburt mit besonderen Gnaden den Abermillionen von ungläubigen Seelen.

Kyrie eleison.

Diverse „Kirchen“

Diverse „Kirchen“ on Dezember 1, 2012

Heutzutage herrscht große Verwirrung über die Identität der wahren Kirche unseres Herrn Jesus Christus hier auf Erden, sowie über die diversen Namen, mit denen sie benannt wird. Die gegenwärtige Verwirrung fußt hauptsächlich auf der derzeit größten Schwierigkeit der Kirche: das teuflische Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965). Versuchen wir, die Verwirrung etwas zu entwirren.

„Kirche“ stammt vom Altgermanischen „kiricha,“ welches wiederum vom griechischen Wort „kuriakon“ abgeleitet ist und „vom Herrn“ bedeutet. So hieß „Doma kuriakon“ dann „Haus des Herrn,“ und vom Gebäudenamen herkommend umfaßte das Wort „Kirche“ letztendlich auch jene Leute, welche regelmäßig in diesem Haus verweilten.

„Katholische Kirche“ bedeutet für viele ein Gebäude, aber in erster Linie meint sie die weltweite Menschengruppe („katholos“ heißt im Griechischen „universell,“ also allgemeingültig und weltumfassend), welche zusammen an dem einen Glauben, an der einen Sarakramentenreihe und an der einen Hierarchie teilhat – alle drei wurden vor 2000 Jahren vom fleischgewordenen Gott, unserem Herrn Jesus Christus, gegründet, als er auf Erden weilte. Leider fielen von dieser ursprünglichen Gruppe von Gläubigen, welche unser Herrn eingesetzt hatte, in regelmäßigen Abständen immer wieder einzelne Gruppen ab. Und doch behaupten diese abgefallenen Gruppen, daß sie die wahre Kirche Christi seien. Wie können wir dann wissen, welche seine wahre Kirche ist?

Die wahre „Kirche Christi“ besitzt vier Merkmale, wie sie genannt werden. 1) Einig: Unser Herr gründete nicht etwa mehrere Kirchen, sondern vereinte seine eine Kirche vor allem durch das Einssein im Glauben (vergleiche Johannes 17,21–23: „Damit sie alle eins seien“). 2) Heilig: Unser Herr gründete seine Kirche, um alle Menschen zum allheiligen Gott und in seinen heiligen Himmel zu führen (vgl. Matthäus 5,48: „Seid also vollkommen“). 3) Katholisch: Unser Herr gründete seine Kirche für die Menschen aller Länder in jedem Alter (vgl. Matthäus 28,19: „Geht darum hin und macht alle Völker zu Jüngern“). 4) Apostolisch: Unser Herr gründete seine Kirche als Monarchie, welche vom Apostel Petrus und seinen Nachfolgern regiert werde (vgl. Matthäus 16,18 „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“; wobei das griechische Wort „petran“ Felsen heißt). Die wahre Kirche Christi ist dort, wo diese vier Merkmale vorhanden sind – und wo sie fehlen, ist auch die Kirche Christi nicht.

„Konziliare Kirche“ bedeutet, daß die gottzentrierte katholische Kirche unter die Herrschaft des menschenzentrierten Zweiten Vatikanischen Konzils gefallen ist und bis heute fällt. Der Bezug des Konziliarismus (als Essenz des Zweiten Vatikanum) zur wahren Kirche Christi entspricht dem Bezug der Fäulnis eines verfaulten Apfels zum Apfel, welchen die Fäulnis verdirbt. Diese Fäulnis besetzt den Apfel, hängt von ihm ab, kann ohne den Apfel gar nicht existieren und ist trotzdem vom Apfel sehr verschieden (so wie uneßbar verschieden ist von eßbar). Auf gleiche Weise besetzt auch der menschenzentrierte Konziliarismus die Kirche Christi derart, daß nur noch wenige Teile der Kirche unverdorben sind, mehr oder minder, aber dennoch ist der Konziliarismus vom Katholizismus so sehr verschieden, daß wir wahrhaftig sagen können: die konziliare Kirche ist nicht mehr die katholische Kirche. Nun ist aber die katholische Kirche sichtbar. Doch ist nicht auch die Konzilskirche sichtbar?

„Sichtbare Kirche“ meint alle Gebäude, alle Kirchenvertreter und alles Kirchenvolk, welche wir mit unseren Augen sehen können. Doch die Folgerung, daß die Konzilskirche sichtbar ist und deswegen die katholische Kirche sein muß, ist genauso „kindisch“ (Wort von Erzbischof Lefebvre für diesen Irrtum) wie die Folgerung, daß alle Löwen Tiere sind und daher alle Tiere auch Löwen sein müssen. Nur jener Teil der sichtbaren Kirche ist katholisch, welcher einig, heilig, universell und apostolisch ist. Die restlichen Teile stellen nur diverse Arten von Fäulnis dar.

Amtskirche oder auch offizielle Kirche bedeutet jene Kirche, die von den sichtbaren Kirchenvertretern geführt wird und ihnen folgt. Weil diese Kirchenvertreter heutzutage aber überwiegend konziliar sind, ist gemäß den vier Merkmalen auch die „Amtskirche“ überwiegend konziliar, also nicht katholisch. Auf ähnliche Weise meint der Begriff „Mehrheitskirche“ die heutige Amtskirche als Gegensatz zum kleinen „traditionalistischen“ Überrest. Doch sollten wir nicht behaupten, daß in der Mehrheitskirche es nichts mehr gebe, was einig, heilig, universell und apostolisch ist; genausowenig wie wir sagen können, daß alles im „traditionalistischen“ Überrest die vier Merkmale aufzeigt. Spreu und Weizen sind in der Kirche Christi stets gemischt (vgl. Matthäus 13,24–30).

Kyrie eleison.

Schwerwiegendes Problem

Schwerwiegendes Problem on November 17, 2012

Viele Katholiken begreifen die Schwere des Problems nicht, welches die konziliare Revolution des Zweiten Vatikanum (1962–1965) für die katholische Kirche bedeutet. Kennten sie besser die Kirchengeschichte, so wären sie nicht so sehr versucht, einerseits dem Gedankengang des Liberalismus anzuhängen, welcher vorgibt, daß das Konzil nicht so schlimm gewesen sei, oder andererseits die Idee des „Sedisvakantismus“ zu umarmen, welche meint, daß die Kirchenautoritäten überhaupt keine Autoritäten mehr seien. Hat etwa unser Herr Jesus Christus die religiöse Autorität des Kaiphas oder die bürgerliche Autorität des Pontius Pilatus angezweifelt?

Das Problem ist so tiefgehend, weil es unter Jahrhunderten der Kirchengeschichte begraben liegt. Predigte der Heilige Vinzenz Ferrer (1357–1419) am Anfang des 15. Jahrhunderts noch überall in Europa, daß das Ende der Welt nahe sei, so wissen wir heute, daß er um 600 Jahre danebenlag. Trotzdem bekräftigte Gott die Predigten des Hl. Vinzenz, indem er ihn tausende von Wundern und abertausende von Bekehrungen wirken ließ. Hatte Gott damit etwa die Unwahrheit bekräftigt? Was für ein törichter Gedanke. In Wahrheit hatte der Heilige implizit durch die Entartung des späten Mittelalters richtigerweise jene explizite und fast vollständige Verderbtheit unserer heutigen Zeit vorausgeahnt, welche wiederum nur die Generalprobe für die vollständige Verderbtheit am Ende der Welt darstellt.

Es dauerte eben noch eine gewisse Zeit – Gottes Zeit –, mehrere Jahrhunderte sogar, bis aus der impliziten eine explizite Verderbtheit geworden ist. Die Verzögerung rührt daher, daß Gott in regelmäßigen Zeitabständen gewisse Heilige erwachsen ließ, welche das Gleiten der Menschheit in den Abgrund bremsten. Besonders erwähnenswert sind hierbei jene Sammlung von Heiligen, welche die Gegenreformation im 16. Jahrhundert anführten. Doch Gott möchte dem Menschen nicht den freien Willen nehmen. Wenn sie auf den Höhen des Mittelalters nicht zu verweilen wählten, so zwang er sie deshalb auch nicht dazu. Im Gegenteil ließ er zu, daß seine Kirche sich in einem gewissen Maße der jeweiligen Zeit anpaßte. Denn die Kirche existiert nicht, um einen vergangenen Glanz, sondern um gegenwärtige Seelen zu retten.

Zwei Beispiele mögen das Gesagte verdeutlichen: Erstens die Theologie der Molinisten, welche wegen Luther und Calvin wie nötig geworden war, um den Schutz des freien menschlichen Willens zu gewährleisten. Zweitens das Konkordat aus dem Jahre 1801, welches wegen des revolutionären Staates notwendig geworden war, um das Funktionieren der Kirche im öffentlichen Raum in Frankreich überhaupt noch garantieren zu können. Zwar stellten der Molinismus und das Konkordat Kompromisse mit der Welt in ihrer jeweiligen Zeitepoche dar, doch ermöglichten sie die Rettung vieler Seelen. Außerdem erlaubte die Kirche diesen Kompromissen nicht, heilige Prinzipien zu unterlaufen: im ersten Beispiel blieb Gott reiner Akt, und im zweiten Beispiel blieb Jesus Christus König über die Gesellschaft. Dennoch ermöglichten beide Kompromisse jeweils eine gewisse Humanisierung der göttlichen Kirche, und somit trugen sie beide zur schrittweisen Säkularisierung des Christentums bei. Denn Kompromisse haben eben stets Konsequenzen.

Wenn also ein schleichender Prozeß der Humanisierung und Säkularisierung zu lange andauern sollte in dieser Welt – aus welcher Gott Männer und Frauen zum Dienst in der Kirche beruft –, so würden die Berufenen ihren Dienst bereits mit einer gehörigen Dosis an „radioaktivem“ Liberalismus antreten, was wiederum eines kräftigen Gegenmittels in ihrer religiösen Ausbildung bedürfte. Denn einerseits würden diese Berufenen natürlich die instinktive Überzeugung fast all ihrer Zeitgenossen teilen, wonach die revolutionären Prinzipien und Ideale der Welt, aus welcher sie ja stammen, ganz normal seien. Andererseits würde ihre der Welt entgegengesetzte religiöse Ausbildung zwar ihnen als fromm, aber doch grundsätzlich unnormal vorkommen. Solche Männer und Frauen der Kirche würden eine potentielle Katastrophe darstellen. In der Mitte des 20. Jahrhunderts trat diese Katastrophe d ann tatsächlich ein: ein großer Teil der über 2000 Bischöfe der Weltkirche freute sich mit Johannes XXIII., anstatt gegen ihn aufzustehen, als er deutlich machte, daß er die anti-moderne Kirche aufgeben wollte.

Wer seine Seele retten will, kann solchen Kirchenautoritäten und ihren Nachfolgern unmöglich folgen. Doch gleichzeitig sind die letzteren so überzeugt davon, ein normales Verhältnis zu den modernen Zeiten zu haben, daß sie nicht in dem Maße schuldig an der Zerstörung der Kirche Christi sind, wie sie es in vorigen Zeiten gewesen wären. Selig sind jene Katholiken, welche die Irrtümer dieser Kirchenautoritäten verabscheuen und trotzdem deren Amt in Ehren halten.

Kyrie eleison.

Hauslektüre

Hauslektüre on Oktober 20, 2012

Die „Eleison-Kommentare“ empfahlen den Lesern vor einiger Zeit, ihre Häuser in Festungen auszubauen, falls ob der Verrücktheit der modernen Zeit die öffentlichen Glaubensfestungen verschwinden könnten. Nun fragten einige Leser, wie ein solcher Festungsbau denn aussehen könnte. Zwar haben diese „Kommentare“ schon einige geistliche und irdische Mittel vorgeschlagen, um das Heim und die Familie schützen zu können; zuvörderst natürlich durch das Rosenkranz-Gebet. Doch eine Art des Festungsausbau blieb bisher unerwähnt, welches ich vermutlich anstelle des Fernsehers einsetzen würde, hätte ich eine Familie zu verteidigen: den Kindern allabendlich ausgewählte Kapitel aus dem Werk „Der Gottmensch“ von Maria Valtorta vorzulesen. Wenn wir dann den letzten Band durchgelesen hätten, so würden wir, stelle ich mir vor, wieder von vorne anfangen – bis alle Kinder das elter liche Heim verlassen hätten.

Nun hat das Werk Valtortas viele und sprachgewandte Feinde. Es besteht aus Episoden über das Leben Unseres Herrn Jesus Christus und Unserer Lieben Frau, angefangen von ihrer Unbefleckten Empfängnis bis hin zu ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel. Maria Valtorta, eine unverheiratete Frau reiferen Alters aus Norditalien, schaute während des Zweiten Weltkrieges diese Episoden als Visionen vom Himmel, wie es glaubhaft scheint. Valtorta war durch eine Rückenverletzung, welche sie Jahre zuvor erlitten hatte und dadurch dauerhaft verkrüppelt war, an das Krankenbett gefesselt. Die im italienischen Original (etwa 4.000 Seiten auf 10 Bände verteilt) eingefügten Anmerkungen zeigen die große Furcht von Valtorta davor, vom Teufel getäuscht zu werden. Tatsächlich bezweifelt eine gewisse Zahl von Menschen, ob das Werk Valtortas auch wirklich von Gott stammt. Gehen wir auf drei der wichtigsten Einwände näher ein.

Erstens wurde das Werk in den 1950er Jahren auf den kirchlichen Index der verbotenen Bücher gesetzt, also kurz bevor Rom in den 1960er Jahren neo-modernistisch wurde. Als Gründe für die Indizierung wurden genannt eine Romantisierung und Sentimentalisierung der Ereignisse im Evangelium. Zweitens werden dem Werk zahlreiche lehrmäßige Irrtümer vorgeworfen. Drittens wandte Erzbischof Lefebvre gegen Valtortas Werk ein, daß das Aufzählen von so vielen materiellen Einzelheiten aus dem Alltagsleben unseres Herrn ihn zu irdisch werden ließe und wir somit zu stark von der geistlichen Ebene der vier Evangelien herabgebracht würden.

Nun zur Erwiderung auf diese drei Einwände. Wie hätten erstens die Modernisten Rom in den 1960er Jahren übernehmen können, wenn sie nicht schon vorher in den 1950er Jahren gut in Rom eingerichtet gewesen wären? Sodann ist das Werk Valtortas, wie auch das Evangelium (siehe Johannes 11,35, usw.) tatsächlich voller Gefühle, die allerdings ihrem jeweiligen Objekt entsprechen und es nicht übertreffen. Meines Erachtens kommt dem gesunden Sachverstand das Werk weder sentimental noch romantisiert vor. Zweitens sind die scheinbaren lehrmäßigen Irrtümer einer nach dem anderen leicht zu entkräften, was ein kompetenter Theologe in den Anmerkungen der italienischen Ausgabe auch durchgeführt hat. Und drittens möchte ich bei allem gebotenen Respekt vor Erzbischof Lefebvre argumentieren, daß der moderne Mensch die in Valtortas Werk beschriebenen irdischen Einzelheiten sogar durchaus braucht, um wieder an die Wirklichkeit des Evangeliums glauben zu können. Hat denn nicht eine zu starke „Spiritualität“ unseren Herrn für den modernen Menschen sozusagen ins „Obergeschoß“ hinauf entrückt, während Kino und Fernsehen den menschlichen Sinn für Realität unten im „Erdgeschoß“ übernommen haben? So wie unser Herr ganz Mensch und ganz Gott war, so ist auch Valtortas Werk zu jeder Zeit sowohl ganz geistlich als auch ganz irdisch.

Aus der nicht-elektronischen Lektüre des Werkes zuhause dürfte, so glaube ich, großer Nutzen erwachsen – zusätzlich zu einem wahrhaftigen Umgang zwischen den vorlesenden Eltern und ihren zuhörenden Kindern. Denn Kinder saugen ihre Umgebung wie Schwämme das Wasser auf. Werden ihnen altersgemäß ausgewählte Kapitel aus diesem Werk vorgelesen, so verspreche ich mir für die Kinder schier endlose Lernmöglichkeiten über das Leben Unseres Herrn und der Muttergottes. Denken wir außerdem an die vielen Fragen, welche die Kinder dann stellen würden. Und erst an die Antworten, mit welchen die Eltern dann aufwarten müßten. Mir dünkt, daß Valtortas Werk ein großartiger Beitrag zum Ausbau des Heimes in eine Festung sein könnte.

Kyrie eleison.

Sarto oder Siri?

Sarto oder Siri? on September 29, 2012

Am Fest des Hl. Pius X. entglitt mir einmal in einer Predigt „fast eine Häresie,“ als ich laut fragte, ob Giuseppe Sarto der Kirchenzerstörung durch Paul VI. widerstanden hätte, wenn er nicht schon im Jahre 1914 als Papst, sondern z.B. erst 1974 als Kardinal gestorben wäre. Innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. muß diese Frage wie eine Häresie anmuten, denn wie könnte die Weisheit des himmlischen Schutzpatrons der Bruderschaft – um in unserem Fragebeispiel zu bleiben – auf irgendeine Art fehlerhaft gewesen sein? Dennoch ist diese Frage berechtigt.

In den 1970er Jahren suchte Erzbischof Lefebvre einige der besten Kardinäle und Bischöfe der Kirche in der Hoffnung auf, wenigstens eine Handvoll von ihnen von der Notwendigkeit des öffentlichen Widerstandes gegen die Revolution des Zweiten Vatikanischen Konzils überzeugen zu können. Er pflegte zu sagen, daß der gemeinsame Widerstand von nur einem halben Dutzend Bischöfen die konziliare Verwüstung der Kirche hätte ver- oder wenigstens behindern können. Doch leider Gottes unternahm nicht einmal der von Papst Pius XII. als Wunschnachfolger ausersehene Kardinal Siri von Genua einen öffentlichen Schritt gegen die konziliare Kirchenführung. Schließlich trat wenigstens Bischof de Castro Mayer hervor – allerdings erst in den 1980er Jahren, als die konziliare Revolution schon in der Kirchenspitze sich eingenistet hatte.

Wie konnte es geschehen, daß selbst die bestausgebildetsten Köpfe so umnachtet waren? Warum erkannten damals nur so wenige der besten Kirchenmänner, was Erzbischof Lefebvre klar sah? Wie z.B. die Tatsache, daß das Kirchen-„Gesetz,“ welches die „Novus Ordo“-Messe etablierte, überhaupt kein Gesetz war; denn es gehört zum Wesen des Rechtes, daß ein Gesetz eine vernünftige Verordnung für das Allgemeinwohl sein muß. Wieso blieb also der Erzbischof so relativ alleine in seinem Kampf, ein solches Grundprinzip des gesunden Menschenverstandes vor dem Ersticktwerden durch eine überbordende Autoritätshörigkeit zu beschützen – wo doch das Zweite Vatikanum und die Neue Messe das Überleben der Kirche selber gefährdeten? Auf welche Weise konnte denn die Autorität solcherart über Wirklichkeit und Wahrheit die Oberhand gewinnen?

Meine Antwort lautet: Dies alles geschah, weil die Christenheit seit sieben Jahrhunderten in den Glaubensabfall, auch Apostasie genannt, abgleitet. Seit 700 Jahren wird – abgesehen von edlen Ausnahmen wie z.B. die Gegenreformation – die Wirklichkeit des Katholizismus vom Wahn des Liberalismus wie durch ein Krebsgeschwür zerfressen. Dieser Liberalismus „befreit“ den Menschen von Gott auf mehrere Weisen: er „befreit“ die Natur von der Gnade, den Verstand von der objektiven Wahrheit und den Willen vom objektiven Recht und Unrecht. Während der längsten Zeit dieser Epoche, 650 Jahre lang, hielten die katholischen Kirchenmänner an der Wirklichkeit fest und verteidigten sie eisern. Doch am Schluß drang eine ausreichende Menge des allumfassenden Wahns der lockenden Moderne bis ins Mark der Kirchenmänner vor, so daß ihr Verstand und Wille den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Wie der Hl. Thomas Morus über die englischen Bischöfe seiner Zeit sagte, welche die katholische Kirche verrieten: es fehlte ihnen die Gnade. So ließen die Konzilsbischöfe gerne zu, daß der bloße Menschenwahn anstelle von Gottes Wirklichkeit, und die Autorität anstelle der Wahrheit, rückten. Daraus ergeben sich praktische Lehren für den Klerus wie für die Laien.

Liebe Priesterbrüder innerhalb und außerhalb der Priesterbruderschaft: Hüten wir uns davor, so wie Giuseppe Siri zu verfahren, und reagieren wir so wie Giuseppe Sarto mit seinen herrlichen Verurteilungen der modernistischen Irrtümer in seinen Lehrschreiben Pascendi, Lamentabili und Notre charge apostolique über den Sillon. Und um die Gnade geschenkt zu bekommen, welche wir für die gewaltigste Krise in der gesamten Kirchengeschichte benötigen, müssen wir auch gewaltig beten.

Liebe Laien: Wenn die Greuel des modernen Lebens Sie „hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit“ machen, so frohlocken Sie möglichst darüber, denn genau diese Greuel halten Sie an, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Und seien Sie ohne Zweifel, daß Sie durch Ihr Ausharren im Hunger nach Gerechtigkeit am Ende „Ihren Lohn erhalten werden“ (Matthäus 5,6). Selig die Armen im Geiste, die Sanftmütigen und die Trauernden, sagt unser Herr an derselben Stelle. Als sichersten Schutz vor der Übernahme unseres Verstandes und Herzens durch den liberalen Wahn beten Sie täglich fünf, oder am besten fünfzehn, Geheimnisse des Hl. Rosenkranzes unserer Allerseligsten Jungfrau Maria.

Kyrie eleison.

„Rebellisch und entzweiend“

„Rebellisch und entzweiend“ on September 15, 2012

Das Johannesevangelium erteilt uns heute im siebten Kapitel eine besondere Lektion: Wer sind die wahren und wer die scheinbaren Rebellen gegen die Obrigkeit? Wer spaltet das Volk Gottes nur scheinbar und wer entzweit es wirklich? Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Wir tun gut daran, folgende Weisung zu beherzigen: „Urteilt nicht nach dem Äußeren, sondern nach Gerechtigkeit fällt Euer Urteil“ (Johannes 7,24).

Dieses Kapitel des Johannes berichtet über die letzte Zeit des irdischen Lebens unseres Herrn. Die Juden trachten danach, ihn zu töten (Vers 1), aber nichtsdestotrotz zieht Unser Herr nach Jerusalem weiter und lehrt im Tempel (Vers 14). Die Volksmenge ist jetzt bereits gespalten (Vers 12), so daß als Folge seiner Lehren ein Teil der Menschenmenge (Vers 40) in ihm den Propheten erkennt (von Deuteronomium 18,15–19). Ein anderer Teil der Menge hingegen (Vers 41–42) verweigert ihm, weil er aus Galiläa stammt, diese Anerkennung. So herrscht in der Volksmenge dann Entzweiung und Streit. Eine solche Entzweiung an sich ist tadelnswert, und somit lautet die Frage: Wer ist daran schuld? Sicherlich nicht unser Herr, welcher lediglich die Doktrin seines himmlischen Vaters lehrt (Vers 16–17). Gewiß auch nicht jener Teil des Volkes, der die göttliche Lehre annahm. Eindeutig liegt die Schuld für die Entzweiung bei den Tempeloberen und bei jenem Teil der Volksmenge, welcher die Wahrheit ablehnte.

Auf ähnliche Weise entzweite Erzbischof Lefebvre in den 1970er und 1980er Jahren die Katholiken durch sein Lehren und Praktizieren der katholischen Tradition. Doch welcher Katholik, der sich heute traditionell zu sein rühmt, gibt dem Erzbischof die Schuld an dieser Entzweiung? Sicherlich war der Grund für die Kirchenspaltung weder beim Erzbischof zu suchen, noch bei jenen, die ihm nachfolgten. Sondern die Hauptschuld lag bei den Kirchenautoritäten, welche die wahre Religion verdrehten – genau wie die Tempeloberen zur Zeit unseres Herrn. Immer und immer wieder bat der Erzbischof die Kirchenoberen eindringlich, „in Gerechtigkeit ein Urteil zu fällen,“ indem er sie mit dem Hauptproblem konfrontierte, also mit ihrem konziliaren Ehebruch mit der modernen Welt. Bis heute verweigern sie sich dieser Konfrontation. Immer und immer wieder lautet ihre einzige Antwort: „Gehorsam!,“ „Einheit!.“ Weist denn nicht dieser völlige Mangel an Argumenten bezüglich dieser grundlegenden Wahrheitsfragen darauf hin, daß diese Kirchenoberen die eigentlichen wahren Rebellen und Spalter der Kirche sind?

Entzweiung an sich ist keine gute Sache, und doch wußten unser Herr und auch Erzbischof Lefebvre genau, daß ihrem Lehren eine Entzweiung folgen würde. Warum fuhren sie dann überhaupt damit fort? Weil die Seelen mit einer Entzweiung (vergleiche Lukas 12,51–53), aber nicht ohne die Wahrheit gerettet werden können. Wenn religiöse Autoritäten das Volk in die Irre führen – und der Teufel bearbeitet sie besonders hart, weil er um ihre Macht weiß, viele Seelen irreführen zu können –, dann muß die Wahrheit verkündet werden, um die Menschen wieder auf den Weg zum Himmel zurückzuführen, selbst wenn diese Verkündung eine Entzweiung verursacht. Insofern steht also die Wahrheit über der Autorität und Einigkeit.

Wo ist nun im Jahre 2012 die Wahrheit? Ist denn die Aussage, daß das Zweite Vatikanum eine Katastrophe für die Kirche darstellt, wahr oder falsch? Die Kirchenautoritäten, welche Assisi III und die „Seligsprechung“ von Johannes Paul II. uns bescherten, hängen immer noch am Vatikanum II – ist diese Aussage wahr oder falsch? Wenn also die Priesterbruderschaft St. Pius X. eben diesen römischen Autoritäten sich unterstellt, so werden diese ihre gesamte Geltung und die von der Bruderschaft selber ihnen übergebene Macht über sie verwenden, den Widerstand der Priesterbruderschaft gegen das Zweite Vatikanum aufzulösen – wahr oder falsch? Somit läuft die Bruderschaft ernsthaft Gefahr, ihren noch vorhandenen Willen, dieser römischen Geltung und Macht zu widerstehen, langsam aber sicher zu verlieren – wahr oder falsch? Wie die Römer sagen: „Rom hat Zeit.“

Wenn wir also „nicht nach dem Äußeren urteilen, sondern nach Gerechtigkeit unser Urteil fällen,“ wer in der Priesterbruderschaft „entzweit“ wirklich? Und wer sind die wahren „Rebellen gegen die Autoritäten“? Sind das jene, welche das Risiko einer Vermischung von katholischer Wahrheit und konziliarem Irrtum tadeln, oder vielmehr jene, welche diese Vermischung fördern?

Kyrie eleison.