Jesus Christus

Antwort auf den Offenen Brief von Msgr. Nicola Bux

Antwort auf den Offenen Brief von Msgr. Nicola Bux on März 24, 2012

London, den 22. März 2012

Monsignore,

In Ihrem offenen Brief vom 19. März 2012 an Bischof Fellay und alle Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. appellieren Sie an uns, das aufrichtige und warmherzige Angebot der Versöhnung zu akzeptieren, welches Papst Benedikt XVI. der Bruderschaft zur Heilung der langjährigen Kluft zwischen Rom und der Priesterbruderschaft unterbreitete. Als einer der von Ihnen angesprochenen Priester möchte ich die Gelegenheit ergreifen, Ihnen darzulegen, wie meiner Ansicht nach der „große Kirchenmann“ Erzbischof Lefebvre geantwortet hätte.

Ihr Brief beginnt mit dem Aufruf, „um der Einheit Willen jedes Opfer zu erbringen.“ Allerdings ist wahre katholische Einheit ohne den wahren katholischen Glauben unmöglich. Der große Erzbischof erbrachte jedes Opfer für eine Einheit auf dem Fundament der wahren Glaubenslehre. Doch leider bewiesen die Glaubensgespräche der Jahre 2009 bis 2011, daß die Kluft in der Glaubenslehre zwischen dem Rom des Zweiten Vatikanums und der Priesterbruderschaft St. Pius X. so tief ist wie eh und je.

Sie bezeichneten diese Kluft am 19. März lediglich als „verbleibende Ratlosigkeiten“ und als „Punkte, die vertieft und im Einzelnen behandelt werden sollen.“ Kardinal Levada hingegen sagte noch am 16. März 2012 kategorisch, daß die Haltung von Bischof Fellay vom 12. Januar 2012 „ungenügend ist zur Überwindung der dogmatischen Probleme.“ Bischof Fellay merkte schon einmal an, wie unterschiedlich die Haltungen der verschiedenen römischen Kirchenmänner sein können. Nun mag ihre Einheit aussehen wie sie will, doch eine Einheit auf Kosten der Glaubenstreue wäre mit Sicherheit eine treulose Einheit.

Natürlich ist die Kirche, wie Sie sagen, eine Institution mit einem göttlichen und einem menschlichen Teil. Selbstverständlich ist der göttliche Teil der Kirche unfehlbar und somit kann die Kirche schlußendlich nicht scheitern – d.h. eines Tages wird die Kirchenverdunklung wieder dem Lichte weichen. Allerdings muß man Ihre Ansicht nicht teilen, wenn Sie sagen, daß die Morgendämmerung bereits beginne. Denn das Rom des Zweiten Vatikanum strahlt jenen wahren Glauben der Kirche, den die Priesterbruderschaft in den Glaubensgesprächen hochhielt, nicht aus. Folglich wäre die Bruderschaft in diesem Konzilsrom nicht in Sicherheit. Auch könnte sie selber kein Licht mehr ausstrahlen, wenn sie die konziliare Finsternis annähme.

Zwar steht die Aufrichtigkeit des päpstlichen Wunsches, die Priesterbruderschaft wieder in die „volle kirchliche Gemeinschaft“ aufzunehmen – untermauert durch eine Reihe von Gesten guten Willens – außer Zweifel, aber ein „gemeinsames Bekenntnis des Glaubens“ zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und den Konzilsgläubigen ist schlicht unmöglich – außer wenn die Bruderschaft von dem Glauben abfiele, welchen sie bei den Gesprächen verteidigte. Wenn die Bruderschaft zu so einem Glaubensverrat „Verhüte es Gott!“ sagt, so wird ihre Stimme dabei nicht erstickt, sondern überall auf der Welt gehört, und sie trägt für die Kirche katholische Früchte, welche heute eher die große Ausnahme als die Regel sind.

Gewiß ist nun „der geeignete Zeitpunkt“ und „die Zeit reif“ für eine Lösung im Überlebenskampf von Kirche und Welt. Doch diese Lösung, von der wir sprechen, wird von unserer himmlischen Mutter Maria schon lange verlangt und diese Lösung hängt einzig und allein vom Heiligen Vater ab. Als Unser Herr seiner Mutter diese Lösung in die Hände legte, sagte sie, daß allein diese Lösung hinreichend sei. Unser Herr könnte also gar keine andere Lösung zulassen, ohne seine Mutter als Lügner abzustempeln. Undenkbar!

Diese Lösung ist seit langem bekannt. Der Himmel hätte die Welt nicht einer solchen Not wie jener der letzten 100 Jahre überlassen können, ohne gleichzeitig eine solche Abhilfe anzubieten, wie jene, die der Prophet Elisäus dem syrischen General Naaman für dessen Leprakrankheit übermittelte. Menschlich gesehen schien damals das Bad des Generals im Jordan lächerlich zu sein, aber niemand konnte sagen, daß es unmöglich war. Das Bad setzte lediglich ein gewisses Maß an Glauben und Demut voraus. Der heidnische General brachte genug Glauben und Vertrauen in den Diener Gottes auf, um dem Willen des Himmels zu genügen, und wurde natürlich auf der Stelle geheilt.

Möge der Heilige Vater genügend Glaube und Vertrauen in die Verheißung der himmlischen Mutter aufbringen! Möge er den „geeigneten Zeitpunkt“ endlich als gekommen erkennen, bevor die gesamte Weltwirtschaft in Trümmern liegt und bevor es den Wahnsinnigen gelingt, den Dritten Weltkrieg im Mittleren Osten zu beginnen! Wir bitten und flehen den Papst an, daß er die Kirche und die Welt retten möge, indem er die Forderung der Muttergottes erfüllt. Das ist keinesfalls unmöglich. Im Gegenteil würde sie ihm helfen, alle seine Hindernisse auf dem Weg dahin zu überwinden. Allein der Papst kann uns vor unvorstellbaren (und unnötigen) Leiden bewahren, wenn er tut, was die Gottesmutter verlangt.

Sollte der Papst Unterstützung durch Gebet und Taten wünschen, mit denen die bescheidene Priesterbruderschaft ihm helfen könnte, Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen in Einheit mit allen Bischöfen der Welt – die Muttergottes würde diese um ihn scharen –, so könnte er voll und ganz auf die Unterstützung von Bischof Fellay und den anderen drei Bischöfen zählen, von denen der geringste unter ihnen ist

Ihr ergebener Diener in Christus,

+Richard Williamson

Benedikts Ökumenismus – I.

Benedikts Ökumenismus – I. on Februar 25, 2012

Vor einigen Jahren erschien in Deutschland eine wertvolle Studie über den konziliaren Ökumenismus, namens „ Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche “ von Dr. Wolfgang Schüler. Der Autor argumentiert, daß der vom Zweiten Vatikanischen Konzil entfesselte Ökumenismus das kirchliche Selbstverständnis umgewandelt hat. Durch eine Reihe von Textzitaten belegt er, daß Joseph Ratzinger als Priester, Kardinal und Papst diese Umwandlung seit der Zeit des Konzils beständig förderte und bis heute fördert, wofür er sich gewiß nicht schämt.

In einer Reihe von „Eleison Kommentaren“ betrachten wir in logischer Reihenfolge das Selbstverständnis der wahren Kirche. Danach untersuchen wir mit Hilfe von Dr. Schülers Werk, wie das Konzil dieses kirchliche Selbstverständnis umwandelte und wie Benedikt XVI. diese Umwandlung beständig förderte. Zu guter Letzt schauen wir uns dann die Konsequenzen an, welche für Katholiken, die am wahren Glauben der Kirche festhalten wollen, sich ergeben.

Die wahre katholische Kirche hat sich immer als ein organisches Ganzes und als eine Gesellschaft gesehen, die einig, heilig, katholisch und apostolisch ist, die aus Menschen besteht, die im Glauben mit den hl. Sakramenten unter der römischen Hierarchie verbunden sind. Diese Kirche ist so sehr eins, daß kein Stück von ihr weggebrochen oder entfernt werden kann, ohne daß dieses Stück dann aufhört, katholisch zu sein (vgl. Johannes 15,4–6). Beispielsweise kann der Glaube, der den Kern des katholischen Gläubigen darstellt, nicht stückchenweise geglaubt werden, sondern er muß entweder ganz (zumindest implizit) oder gar nicht angenommen werden. Denn die Glaubenssätze – die Dogmen – der katholischen Kirche, welche ich glaube, stammen von der Autorität Gottes her: lehne ich also auch nur eines von den Dogmen ab, so weise ich insgesamt Gottes Autorität hinter allen diesen Glaubenssätzen zurück. Wenn ich in dem Fall auch alle anderen Glaubenssätze annähme, so würde doch mein Glaube nicht mehr länger auf Gottes Autorität beruhen, sondern auf meiner eigenen Wahl.

Das Wort „häretisch“ kommt ja vom griechischen Wort für „auswählen“ (hairein). Weil der Glaube des Häretikers fortan nur noch auf seiner eigenen Auswahl beruht, hat er die übernatürliche Tugend des Glaubens verloren. Selbst wenn er auch nur einen Glaubenssatz ablehnt, ist dieser Häretiker nicht mehr katholisch. Ein berühmter Ausspruch des hl. Augustinus lautet: „In vielem stimmst Du mir zu, und in wenigem stimmst Du mir nicht zu; aber wegen diesem Wenigen, in dem Du mir nicht zustimmst, ist das Viele, worin Du mir zustimmst, von keinerlei Nutzen für Dich.“

Ein anderes Beispiel: Ein Protestant mag an Gott und sogar an die Göttlichkeit des Menschen Jesus Christus glauben, doch wenn er nicht an die Realpräsenz Gottes glaubt – an Körper, Blut, Seele und Gottheit unter den Gestalten von Brot und Wein nach ihrer Wandlung in der Hl. Messe, dann hat dieser Protestant eine völlig andere und zwar mangelhafte Vorstellung von der Liebe Jesu Christi und vom Gott, an welchen er glaubt. Können wir dann sagen, daß ein wahrer Protestant und ein wahrer Katholik an denselben Gott glauben? Das Zweite Vatikanum behauptet, man könne es, und sein Ökumenismus fußt auf dieser Basis von angeblich mehr oder weniger gemeinsamen Glaubensmeinungen von Katholiken und allen Nichtkatholiken.

Hingegen zeigt Dr. Schüler durch eine Reihe von Vergleichen das Gegenteil auf: Wenn etwas, welches wie der gleiche Glaubenssatz aussehen mag, zwei verschiedenen Glaubensbekenntnissen angehört, so ist es überhaupt nicht mehr das Gleiche. Ein Vergleich: Werden Sauerstoff-Moleküle mit Stickstoff vermischt, so handelt es sich zwar um dieselben Moleküle wie bei ihrer Verbindung mit Wasserstoff, aber dennoch werden dieselben Sauerstoff-Moleküle in den zwei Fällen so verschieden wie die Luft, welche wir atmen (O+4N), und das Wasser, welches wir trinken (H2O). Bleiben Sie dran!

Kyrie eleison.

Dem Chaos entgegnen

Dem Chaos entgegnen on Februar 18, 2012

Aufmerksame Leser der „Eleison Kommentare“ (EC) bemerkten kürzlich vielleicht eine scheinbare Unvereinbarkeit. Denn einerseits verurteilten die „Kommentare“ stets das Moderne in der Kunst (z.B. in EC 114, 120, 144, 157, usw.). Doch andererseits bezeichneten sie letzte Woche den anglo-amerikanischen Schriftsteller T.S. Eliot als „Erz-Modernisten“ und lobten ihn für seine Einführung einer neuen Form der Poesie, welche besser zur Neuzeit paßt und dabei doch chaotisch ist.

Die „Kommentare“ haben oft betont, daß das Moderne in der Kunst stets von Mißklang und Häßlichkeit geprägt ist, weil der moderne Mensch sich immer stärker für ein Leben ohne oder sogar gegen Gott entscheidet – welcher doch sowohl Ordnung als auch Schönheit in seine gesamte Schöpfung hineingelegt hat. Allerdings ist diese Schönheit und Ordnung heute so sehr unter dem Prunk und den Machwerken der gottlosen Menschen begraben, daß Künstler allzu leicht glauben können, es gäbe beides gar nicht mehr. Wenn ihre Kunst sich dann an ihrer Wahrnehmung von Umgebung und Gesellschaft ausrichtet, so wird nur ein außergewöhnlicher moderner Künstler noch überhaupt etwas von der göttlichen Ordnung erfassen, welche unter der ungeordneten Oberfläche des modernen Lebens liegt. Die meisten modernen Künstler haben allerdings die Ordnung aufgegeben und schwelgen gemeinsam mit ihren Kunden in der Unordnung, also im Chaos.

Eliot hingegen wurde im späten 19. Jahrhundert geboren und aufgezogen – zu einer Zeit also, wo die Gesellschaft noch relativ geordnet war. Und während er in den USA eine gute, klassische Ausbildung erhielt, träumten erst wenige Bösewichte im Verborgenen davon, die Ausbildung generell durch die Abrichtung auf unmenschliche Lehrstoffe zu ersetzen. Zwar dürfte Eliot kaum einen oder gar keinen Zugang zur wahren Religion gehabt haben, doch wurde er in ihre seit dem Mittelalter entstandenen „Nebenprodukte“ bestens eingeführt: in die musikalischen und literarischen Klassiker des Westens. In diesen spürte er und vertiefte sich in eine Ordnung, welche seiner Umgebung fehlte. Deswegen konnte Eliot jene tiefgehende Unordnung des angehenden 20. Jahrhunderts so gut erfassen, welche dann im Ersten Weltkrieg (1914–1918) nur noch aufbrechen mußte. So entstand dann im Jahre 1922 sein Gedicht Das wüste Land.

Eliot ist allerdings weit davon entfernt, durch dieses Gedicht in der Unordnung zu schwelgen. Im Gegenteil haßt er sie ganz klar und unterstreicht, wie sehr ihr menschliche Wärme und Werte fehlen. Das wüste Land mag zwar nur noch wenige Spuren der westlichen Religion enthalten, verwendet aber am Ende Fragmente der östlichen Religion. Scruton schreibt, daß Eliot mit Sicherheit auf der Spur des religiösen Ausmaßes des ganzen Problems war. Tatsächlich wäre Eliot ein paar Jahre später beinahe katholisch geworden, wäre er nicht durch die Verurteilung der „Action française“ durch Papst Pius XI. im Jahre 1926 davon abgeschreckt worden. In dieser Verurteilung sah Eliot eher das Problem liegen als dessen Lösung. Aus Dankbarkeit gegenüber dem, was England ihm an traditioneller Ordnung vermittelt hatte, legte er sich auf eine unvollständige Lösung fest: Er verband Anglikanismus mit Hochkultur, und trug dazu stets einen Rosenkranz in der Tasche. Nun kann Gott allerdings auch auf krummen Linien gerade schreiben. Wer weiß, wieviele Menschen, bei ihrer Suche nach Ordnung, von Shakespeare oder Eliot ferngeblieben wären, wenn sie gedacht hätten, daß diese – weil sie ganz katholisch gewesen wären – nur vorgefertigte statt am wirklichen Leben ausgerichtete Antworten hätten geben können?

Das mag traurig sein, doch es ist so. Die Menschen mögen wohl auf die eine oder andere Weise sich selbst betrügen, wenn sie vor katholischen Autoren oder Künstlern zurückschrecken aufgrund der Annahme, daß diese nicht an das wahre Leben sich halten würden. Dieser Entschuldigung keinen Raum zu geben, ist Aufgabe der Katholiken: Zeigen wir Katholiken also durch unser Beispiel, daß wir es uns geistig eben nicht gemütlich gemacht haben durch künstliche Lösungen, welche notwendigerweise der Tiefe der heutigen Probleme nicht gerecht werden. Wir sind keine Engel, sondern irdische Geschöpfe, denen allerdings der Himmel offensteht, wenn wir nur unser heutiges Kreuz auf uns nehmen und unserem Herrn Jesus Christus nachfolgen. Nur solche Nachfolger Christi können die Kirche und die Welt erneuern!

Kyrie eleison.

Mehr Heiterkeit

Mehr Heiterkeit on Januar 28, 2012

Eure Exzellenz, bitte strahlen Sie durch Ihre Kommentare doch mehr Heiterkeit aus!

Gott existiert. Er ist allmächtig, allwissend, allgerecht, und auch seine Barmherzigkeit ist grenzenlos. Er hält die Zügel von allem Geschehen auf dieser Welt vollkommen in seiner Hand. Weder der Teufel noch seine menschlichen Handlanger – inklusive den heute weltbeherrschenden Verbrechern – können auch nur einen Finger krümmen ohne Gottes Erlaubnis. Er kennt jedes Detail ihrer teuflischen Pläne und nutzt jeden von ihnen zur Erfüllung Seiner eigenen Vorsehung.

Aber wie kann Gott dann so viel Böses in unserer Welt zulassen?

Weil Gott zwar einerseits niemals Böses will, es aber andererseits zulassen will, um daraus ein größeres Gut zu ziehen. Viele Prophezeiungen deuten darauf hin, daß aus der heutigen Verderbtheit der Menschen morgen schon der größte Triumph der katholischen Kirche entstehen wird. Beispielsweise sagt unsere Liebe Frau von Fatima: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Wir erleben heute, wie Gott seine Feinde für die Reinigung seiner Kirche benutzt.

Aber hätte Gott denn keinen angenehmeren Weg zur Reinigung seiner Kirche finden können, als daß wir diese geradezu unfaßbare Verderbtheit unserer heutigen Umgebung ertragen müssen?

Wenn dies alleine von Gott abhinge, so hätte er zweifellos andere Wege zur Reinigung seiner Kirche finden können. Doch wenn Sie und ich alles wüßten, was Gott weiß – ein törichter Gedanke, natürlich! –, und wenn Sie und ich darüberhinaus den gottgegebenen freien Willen aller Menschen respektieren wollten – was Gott ja will –, dann würden Sie und ich die Art und Weise von Gottes Vorgehen höchstwahrscheinlich als die beste erkennen.

Bitte, was genau hat denn der freie Wille des Menschen mit der ganzen Fragestellung zu tun?

Gott will nicht, daß Roboter oder rein vernunftlose Tiere an seiner Glückseligkeit teilhaben. Nun aber kann selbst der Allmächtige seinen Geschöpfen keine verdiente Glückseligkeit schenken, wenn diese zu verdienen unfähig sind. Denn das wäre widersprüchlich, und seine Macht reicht über alles Sein, nicht aber über das Nichtsein wie z.B. widersprüchliche Dinge. Wenn also Gottes Geschöpfe seine Glückseligkeit wenigstens zu einem gewissen Anteil verdienen können sollen, so muß er ihnen einen freien Willen zugestehen. Damit jedoch dieser Wille wahrhaftig sei, muß er das Gegenteil von Gottes Willen für ihn wirklich wählen können. Und wenn also dieser freie Wille sogar das Böse wählen kann, so wird dies mehr oder weniger häufig auch geschehen.

Aber Sie sagen doch, daß die wahre Kirche an der Lehre unseres Herrn festhält, wonach der Weg in den Himmel schmal ist und nur wenige ihn beschreiten (Matthäus 7,14). Wie kann es Gottes Mühe lohnen, beispielsweise heute eine zahlreiche Masse an Menschen zu erschaffen, wenn dann nur relativ wenige von ihnen in den Himmel kommen? Ist der zu zahlende Preis – daß also viele Seelen in den Schrecknissen der Hölle enden – hierbei nicht viel zu hoch, wenn nur relativ wenige Menschen in den Himmel kommen?

Für Gott zählt Qualität, nicht Quantität. Daß bereits zehn Männer die ganze Stadt Sodom vor dem Zorn Gottes hätten bewahren können (Genesis 18,32), beweist, wie wertvoll Gott eine einzige Seele erachtet, welche seine Liebe erwidert – im Vergleich zu einer großen Zahl Seelen, welche aus eigenem Entschluß seine Liebe zurückweisen. „Für Dich allein hätte ich mein ganzes Leiden erduldet,“ sprach unser Herr einmal zu einer begnadeten Seele – und er würde das Gleiche zu jeder Seele sagen.

Wollen Sie damit sagen, daß, wenn die Welt mit Sorgen und Qualen mich erfüllt und ich nur noch stärker mich an Gott klammere, er dieses dann mir und meinen Nächsten anrechnet? Dann könnte ich ja fast wünschen, daß die ganze Welt noch schlimmer sein möge!

Jetzt fangen Sie an, zu verstehen.

Kyrie eleison.

Staatsreligion – III.

Staatsreligion – III. on Januar 14, 2012

Die Behauptung, daß der Staat die katholische Religion weder bekennen noch beschützen brauche, ist ein klassischer liberaler Irrtum und einer der Hauptirrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Liberaler könnte seinen siegreichen Plan auf diese Weise schildern: „Greifen wir den Katholizismus nicht direkt an, sondern teilen und herrschen wir: spalten wir den einzelnen Menschen von der Gesellschaft ab, indem wir behaupten, daß der Mensch kein Gesellschaftswesen sei. Dann geben wir vor, daß die Religion eine rein persönliche Angelegenheit sei. Auf diese Weise können wir die Gesellschaft übernehmen, und wenn wir sie erst einmal liberalisiert haben, nutzen wir sie als mächtige Waffe zum Liberalisieren der Einzelnen – denn selbstverständlich ist der Mensch ein Gesellschaftswesen! Will dann ein Einzelner nicht liberalisiert werden, so bekommt er größte Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, welche wir zuvor liberalisierten.“ Ist es etwa nicht so? Schauen Sie sich doch nur um. Beantworten wir nun drei weitere Einwände gegen die Lehre, daß für das Heil der Seelen jeder Staat katholisch sein sollte.

Eure Exzellenz, unser Herr sagt selber: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 12,21). Hier trennt unser Herr doch ganz klar Kirche und Staat. Deswegen sollte kein Staat sich auf den Katholizismus oder auf irgendeine andere Religion einlassen.

Antwort: Nein, unser Herr trennt hier nicht Kirche und Staat. Er stellt lediglich eine Unterscheidung des gesunden Menschenversandes an zwischen dem, was der Einzelne dem Staat schuldet (Steuern, usw.) und was der Einzelne Gott schuldet (Anbetung). Unser Herr sagt absolut nicht, daß der weltliche Staat dem ewigen Gott nichts schuldet. Tatsächlich schuldet der Staat als kollektive, weltliche Autorität über einer Anzahl von Menschen in seinen Autoritätshandlungen dem allmächtigen Gott, was die einzelnen Menschen als soziale Wesen Gott schulden: namentlich die soziale Anerkennung von Gottes Naturrecht, sowie so viel soziale Anerkennung und Förderung der Kirche – welche durch den natürlichen Verstand eigenständig als wahr erkannt werden kann –, wie es der Rettung der Seelen nicht im Wege steht.

Aber das Erkennen der wahren Religion ist eine Angelegenheit des Einzelnen. Wie kann dann der Staat als Staat grundsätzlich verpflichtet sein, katholisch zu sein?

Antwort: Der Staat ist lediglich die moralische (d.h. nicht-materielle) Vereinigung von einer mehr oder weniger großen Anzahl von physikalischen (d.h. materiellen) Menschen in einem politischen Körper. Jeder einzelne dieser Menschen ist – unabhängig davon, ob er bereits die übernatürliche Gnade des Glaubens besitzt – schon allein durch den rechten Gebrauch seiner natürlichen Vernunft zu der Erkenntnis befähigt, daß Gott existiert, daß Jesus Christus Gott ist und daß die katholische Kirche die von Jesus Christus gegründete Kirche ist. Wenn also ein Staat die wahre Religion nicht erkennt, so liegt das nicht etwa daran, daß seine Bürger dies nicht erkennen können, sondern daran, daß diese aus mehreren Gründen ihre gottgegebene Vernunft nicht für dieses Erkennen einsetzen bzw. nicht einsetzen wollen. Tatsächlich sind die Menschen also zu dieser Erkenntnis befähigt und wenn sie nicht zu ihr gelangen, so werden sie dafür vor Gott in jenem Maße Rechenschaft ablegen müssen, welches Gott ihnen gemäß ihrer Lebensumstände perfekt zudenkt.

Aber Eure Exzellenz, wenn Sie so fest auf der Pflicht des Staates beharren, katholisch zu sein, dann werden Sie lediglich viele Menschen von der guten Lehre abstoßen.

Zur Ehre Gottes und zur Rettung der ewigen Menschenseelen sollte jeder Staat katholisch sein. Wenn Menschen zu ignorant oder zu verdorben für diese Wahrheit sind, so daß sie diese nur befremdet, darf man – ohne von den Grundsätzen abzurücken – mit ihrer Verkündigung zögern. Doch macht das diese Wahrheit nicht weniger wahr. Wahre Grundsätze werden nicht weniger wahr, wenn sie manchmal aus praktischen Erfordernissen heraus mit einem gewissen Maß an Vorsicht verkündet werden müssen. Sicherlich sollte den Lesern dieser „Eleison Kommentare“ aber die ganze Wahrheit dargelegt werden können.

Kyrie eleison.

Benötigtes Kind

Benötigtes Kind on Dezember 24, 2011

Ein derzeit ständiges Nachrichtenthema ist die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, besonders in „Euroland.“ Der niederländische Kommentator Rudo de Ruijter ( www.courtfool.info ) schlägt für sein Land eine klassische Lösung vor: Entreißt den „Bankstern“ das Staatsgeld! Vielleicht ist die Weihnachtszeit ein ungewöhnlicher Moment, um solche Geldprobleme zu betrachten, doch die entscheidende Frage bleibt: sind solche scheinbaren Lösungen echte Lösungen?

Außer wenn der Euro wirklich als ein Mittel konstruiert wurde, um der Vielfalt der europäischen Nationen eine politische Einheit aufzuzwingen, so war er als Gemeinschaftswährung für ein Dutzend sehr unterschiedlicher Volkswirtschaften von Anfang an fehlerhaft. An erster Stelle erlaubte der Euro zwar den ärmeren Mitgliedstaaten, ständig Geld zu leihen und auszugeben, während er gleichzeitig den reicheren Staaten ohne Unterlaß erlaubte, zu exportieren und Geld zu verleihen. Doch dieser Vorgang konnte nicht ewig andauern. Er findet sein Ende jetzt, wo die ärmeren Länder nicht einmal mehr ihre Schuldzinsen aufbringen können und auch den reicheren Ländern eine Lähmung ihrer Volkswirtschaften droht, weil ihre Großbanken – welche diese törichten Kredite vergeben haben – bankrott gehen.

Nun bieten die Europäische Kommission, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfond in einer Gemeinschaftsaktion Soforthilfe an. Anders gesagt lösen sie das Problem der Verschuldung mit noch mehr Schulden! Für den Erhalt dieser Gelder lautet eine Bedingung an die hoffnungslos verschuldeten Länder allerdings, unter eine internationale Vormundschaft sich zu stellen, welche ihnen Ausgabenkürzungen vorschreibt. Dadurch werden die nationalen Regierungen immer unfähiger, zu regieren. Auch die Regierungen der reicheren Länder müssen sich unbeliebt machen und Ausgaben kürzen, um die Verluste ihrer Großbanken mit den törichten Krediten zu decken, sagt Herr de Ruijter.

Kommen wir zu seiner Lösung. Er sagt, sie sei einfach: Anstatt dutzende Milliarden mehr in einen Euro zu pumpen, welcher früher oder später sowieso zur Auflösung verdammt ist, und anstatt die internationalen Behörden Ausgabenkürzungen verhängen zu lassen, „können wir Staatsgeld einführen.“ Eine staatliche Zentralbank tritt an die Stelle der heutigen Zentralbanken, welche in den meisten Staaten der Welt inzwischen in privater Hand sind. Nur die Staatsbank ist befugt, Geld zu schaffen. Alle Darlehen werden mit Staatsgeld abgewickelt. Allen privaten oder nichtstaatlichen Banken wird verboten, aus der Luft gegriffene Bilanzen zu erstellen – kurzum, das Mindestreserve-Bankwesen (fractional reserve banking) wird verboten, vergleiche „Eleison Kommentar“ Nummer 224. Die nichtstaatlichen Banken erhalten für ihre Dienste eine Gebühr, aber Zinsen zu berechnen wird ihnen nicht erlaubt sein.

Doch wer kontrolliert die Staatsbank? Herr de Ruijter schreibt: „Diese wird unter die Verantwortung des Finanzministers stehen und vom Parlament kontrolliert werden. Eine Kommission von gut ausgebildeten Menschen wird die langfristigen Interessen des Geldsystems überwachen.“

Schön und gut. Doch sagen Sie uns, Herr de Ruijter, wer wird denn diese „gut ausgebildeten“ Menschen ausbilden? An welcher Schule werden sie wahrhaftig lernen, das Gemeinwohl im Auge zu behalten? Welche Motivation werden sie haben, welche mächtig genug ist, um ein Gekauftwerden durch die listigen Bankster zu verhindern? Die Demokratie etwa? Es war doch gerade die Demokratie, welche Europa in den jetzigen Schlamassel getrieben hat.

Nur eine wahrhafte und vollständige Lösung gibt es: Das göttliche Kind in der Krippe von Bethlehem. Liebe Leser, ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten! (Möge Gott alle segnen, die mir eine Weihnachtskarte sandten; doch auch jene, die mir keine sandten!)

Kyrie eleison.