Wahrheit

Diskussions-Folgen

Diskussions-Folgen on Juni 18, 2011

Von Herbst 2009 bis Frühjahr dieses Jahres fanden Gespräche über die Glaubenslehre zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. statt. Weil sie nun der Vergangenheit angehören, stellt sich natürlich die Frage nach den zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden Parteien. Katholiken beider Seiten wünschen zwar eine Fortsetzung derselben, aber weil solche frommen Wünsche nach Vereinigung schnell einen Anlaß für Illusionen bieten, sollten wir unsere Bodenhaftung bewahren, wenn wir am widergöttlichen Wahn der ganzen modernen Welt nicht teilnehmen wollen.

Ursprünglich gingen die Gespräche nicht von der Priesterbruderschaft, sondern von Rom aus. Auf diese Weise hoffte Rom, den notorischen Widerstand der Bruderschaft gegen den Neo-Modernismus des Zweiten Vatikanum brechen zu können. Das Haupthindernis dabei war die Glaubenslehre, denn die Bruderschaft ist durch die uralte und unveränderliche Kirchenlehre wie im Innern einer Festung gut geschützt. Also mußte sie aus dieser Festung herausgelockt werden. Für die Neo-Modernisten wie für die Kommunisten war und ist der Kontakt bzw. das Gespräch mit einem Gegner, welcher auf einer gesicherten Position steht, besser als nichts – denn erstere können dadurch nur gewinnen, der Gegner aber nur verlieren. Daher ließ Rom sogar auf Glaubensgespräche sich ein.

Zum Leidwesen Roms glauben die vier Vertreter der Priesterbruderschaft ohne Frage und blieben daher standhaft. Es wurde also überhört, was einer der vier römischen Theologen nach den Gesprächen sagte: „Wir verstehen die Bruderschaftsvertreter nicht und sie uns nicht.“ Natürlich ist das so. Denn es war von Anfang an klar – außer wenn die Römer ihren Neo-Modernismus aufgegeben oder die Bruderschaftspriester die Wahrheit verraten hätten –, daß der Dialog relativ fruchtlos bleiben würde. Weil aber Rom es nicht ausstehen kann, seinen eigenen Verrat an der Wahrheit durch die erbärmliche Bruderschaft gezeigt zu bekommen, wird es so schnell nicht aufgeben. Aus diesem Grund hören wir einen Sprecher der römischen „Ecclesia Dei“-Kommission bereits davon reden, daß der Bruderschaft bald ein „Apostolisches Ordinariat“ gewährt werden könnte. Natürlich könnte das auch nur ein Versuchsballon sein, um die Reaktionen auszuloten. Doch stellt diese Idee eine schöne Versuchung dar. Denn ein apostolisches Ordinariat ist im Gegensatz zu einer Personalprälatur unabhängig von den örtlichen Bischöfen, und im Gegensatz zu einer apostolischen Administration wie Campos in Brasilien ist es nicht auf eine Diözese beschränkt. Was könnte die Priesterbruderschaft St. Pius X. mehr verlangen?

Die Bruderschaft verlangt, daß Rom zur Wahrheit zurückkehrt. Denn sie weiß, wie die Kommunisten und Neo-Modernisten, daß jede praktische Zusammenarbeit, welche die glaubensmäßigen Differenzen umginge, mit der Zeit aus beliebigen menschlichen Gründen zu einem Aufsaugen der Irrlehre der Feinde des wahren Glaubens führen würde – kurzum zu einem Verrat an der Wahrheit. Deshalb hat der Generalobere der Bruderschaft schon mehrmals öffentlich eine kanonische Übereinkunft unter Umgehung einer Einigung in der Glaubenslehre zurückgewiesen. Wenigstens haben die Diskussionen erneut die Tiefe der glaubensmäßigen Uneinigkeit zwischen der Priesterbruderschaft und dem neo-modernistischen Rom gezeigt. Deswegen sollten Katholiken darauf vorbereitet sein, daß die Bruderschaft selbst das Angebot eines apostolischen Ordinariats zurückweist, so wohlmeinend die römischen Autoritäten auch sein mögen.

Doch warum ist eigentlich die Glaubenslehre so wichtig? Weil der katholische Glaube eine Lehre ist. Aber warum ist der Glaube so wichtig? Weil wir ohne ihn Gott nicht gefallen können (siehe Hebräer 11,6). Und warum muß es der katholische Glaube sein? Genügt nicht auch irgendein anderer Glaube an Gott? Nein, denn Gott selber durchlitt die Schrecken des Kreuzes, um uns den einen, wahren Glauben zu offenbaren. Alle anderen „Glauben“ widersprechen mehr oder weniger diesem wahren Glauben und sind deshalb mehr oder weniger Lügenglauben.

Vier künftige „Eleison Kommentare“ werden – mit dem gebotenen Respekt – aufzeigen, wie verwirrt das Denken des jetzigen Papstes in dieser Hinsicht ist, so wohlmeinend er auch sein mag.

Kyrie eleison.

Männliche Autorität

Männliche Autorität on Mai 28, 2011

Zwei junge Männer, welche vor der Ehe etwas Angst haben, baten mich kürzlich um eine Anleitung dafür, wie Männer echte Männer sein sollen. Sie stießen einen regelrechten Hilferuf aus: „Wann sollen wir freundlich, wann fest im Umgang mit Frauen sein? Wir wissen es einfach nicht mehr.“ In der Vergangenheit beantwortete der gesunde Menschenverstand den meisten Männern diese Frage. Doch heutzutage hat die liberale Propaganda die Autorität generell so stark untergraben, daß das Problem ihres Einsatzes in der Ehe ein Grund dafür sein dürfte, daß viele junge Leute lieber nur zusammenleben, anstatt zu heiraten. Zwar stellt der folgende Text keine Anleitung dar, doch dürfte er den zwei Musketieren immerhin die Richtung weisen.

Der Hl. Paulus sagt: „Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat“ (Epheser 3,14–15). Anders formuliert: Jede Vaterschaft respektive Autorität unter den Geschöpfen Gottes fußt auf und entstammt der Vaterschaft und Autorität Gottes. Dostojewski läßt einen seiner Charaktere sagen: „Wenn Gott nicht existiert, dann habe ich keinen Grund, Offizier zu sein.“ Es leuchtet daher ein, wenn die Menschen Gott aus ihrer Gesellschaft jagen – und heute wird er aus der ganzen weiten Welt gejagt –, so wird jede Autorität grundsätzlich untergraben. Im einzelnen Menschen wird daher die Vernunft die Leidenschaften nicht mehr lenken können, in der Familie wird der Vater den Haushalt nicht mehr steuern können, und im Staate wird scheinbar Demokratie als einzig legitime Form von Regierung angesehen, was sie in der Tat gar nicht ist.

Wer allerdings das tägliche Leben genau beobachtet, wird zugeben müssen, daß in der Familie die Männer stärker als die Frauen die Vernunft gebrauchen, während die Frauen bei der Intuition und bei den Gefühlen stärker als die Männer sind. Falls Sie das bezweifeln, so schauen Sie eine beliebige Situationskomödie an. Die Gefühle haben ihren rechten Platz im Leben, und man verpönt sie – und die eigene Ehefrau – stets auf eigene Gefahr. Die Gefühle jedoch kommen und gehen, und sie sind unbeständig. Daher helfen sie zwar beim Handeln, aber nicht auf verlässliche Weise. Wenn vielmehr die Vernunft erkennt, was objektiv wahr und gerecht ist, so wird sie dadurch gefestigt, daß das objektiv Wahre und Gerechte über dem Einzelnen und seinen Gefühlen stehen. Aus diesem Grund kann die Vernunft zwar auf die Gefühle hören, muß sie allerdings beherrschen. Deswegen verfügen Männer ihrem Wesen nach über eine natürliche Autorität, welche nur in Ausnahmefällen den Frauen zukommen kann, die andere Qualitäten besitzen. Daher ist der Mann das natürliche Haupt der Familie und im Zuhause, während die Frau das natürliche Herz ist.

Der Liberalismus, welcher die moderne Welt beherrscht, löst allerdings jedweden Sinn für das objektiv Wahre und Gerechte auf. Dadurch raubt er das Objekt der Vernunft, sowie ihren objektiven Anker in der Wirklichkeit oberhalb und unabhängig vom vernunftgebrauchenden Subjekt. Der Liberalismus trifft also die Männer härter als die Frauen, weil die Vernunft das Vorrecht der Männer ist, während die weiblichen Instinkte der Frau nicht von der Vernunft abhängen. Aus dem gleichen Grund untergräbt der Liberalismus die männliche Autorität, weil sie abhängt von der Ausrichtung der Männer an dem, was über ihnen ist: letztendlich an der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit. So verkommt jede von Gott gelöste Autorität zur Willkür.

Ihr Jungmänner, strebt beim Umgang mit Männern oder Frauen danach, wahrhaftig und gerecht zu sein. Bittet Gott um die nötige Hilfe, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu erkennen in einer Welt voll der Unwahrheit, Ungerechtigkeit und des willkürlichen Mißbrauchs von Autorität. Handelt dann nach Eurer Erkenntnis und Ihr werdet Eure männliche Autorität von oben wiederaufbauen, inmitten einer von unten sie untergrabenden Welt. Kurz gesagt: „Suchet zuerst Gottes Reich und Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden.“ (Matthäus 6,33).

Kyrie eleison.

Echter Papst? – II.

Echter Papst? – II. on Mai 7, 2011

Nicht jedermann stimmt der Meinung der „Eleison Kommentare“ Nr. 198 von letzter Woche zu. Sie lautete, daß die subjektiv gute Absicht oder der gute Wille der Konzilspäpste verhindert, daß ihre haarsträubenden objektiven Häresien sie zu ungültigen Päpsten machen (siehe Prof. Dörmanns Arbeit über die Allerlösungslehre von Johannes Paul II., und Bischof Tissiers Arbeit über das Entleeren des Kreuzes durch Benedikt XVI). Die gegenteilige Meinung erklärt die Irrlehren der Konzilspäpste allerdings für so gravierend, daß 1.) diese Häresien unmöglich durch einen echten Stellvertreter Christi ausgesprochen worden sein können; oder 2.) daß eine subjektiv noch so gute Absicht das objektive Gift dieser Häresien nicht neutralisieren kann; oder 3.) daß im Falle der Konzilspäpste eine subjektiv gute Absicht ausgeschlossen ist, weil sie noch in der alten Theologie ausgebildet wurden. Auf diese drei Argumente möchte ich nun in aller Ruhe eingehen:—

Erstens: Nur Gott allein weiß sicher, bis zu welchem Punkt er den – wenigstens objektiven – Betrug seiner Stellvertreter an ihm zuläßt. Allerdings wissen wir aus der Hl. Schrift (Lukas 18,4), daß Jesus Christus bei seiner Wiederkehr auf Erden kaum noch den wahren Glauben finden wird. Ist im Jahre 2011 der katholische Glaube bereits auf dieses Maß reduziert? Noch nicht, darf man annehmen. In dem Fall könnte Gott sogar zulassen, daß seine Stellvertreter noch schlimmeres tun, ohne allerdings aufzuhören, seine Stellvertreter zu sein. Lernen wir nicht ebenfalls aus der Hl. Schrift, daß Kaiphas just zu jenem Zeitpunkt Hohepriester war, als er das größte vorstellbare Verbrechen gegen Gott plante, d.h. den Justizmord an Jesus Christus (Johannes 11,50–51)?

Zweitens: Es ist wahr, daß für die Universalkirche die objektive Häresie gutmeinender Häretiker viel schwerer wägt als ihre subjektiv guten Absichten. Auch ist wahr, daß viele objektive Häretiker subjektiv von ihrer eigenen Unschuld überzeugt sind. Aus diesem zweifachen Grund hat die Mutter Kirche – wenn sie gesund ist – ein Instrument, um solche materiellen Häretiker zu zwingen, daß sie entweder ihre Häresie widerrufen oder aber vollends formelle Häretiker werden. Dieses Instrument sind die Inquisitoren, welchen die Kirche ihre gottgegebene Autorität verleiht, die Häresien zu bestimmen und zu verurteilen, um die Reinheit der Lehre aufrechtzuerhalten. Doch was geschieht, wenn die höchste Autorität in der Kirche selber objektive Häresien ausspricht? Wer steht dann über den Päpsten und hat die Autorität, sie zu korrigieren? Niemand. Hat Gott also seine Kirche aufgegeben? Nein, allerdings unterzieht er sie einer schweren Prüfung, welche allzusehr verdient ist wegen der heutigen Masse an lauen Katholiken – einschließlich, Gott sei es geklagt, an Traditionalisten?

Drittens: In der Tat erhielten sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. eine vorkonziliare Ausbildung in Philosophie und Theologie. Doch hatten zu ihrer Zeit bereits über ein Jahrhundert lang der Kantianische Subjektivismus und der Hegelsche Evolutionismus am Kern des Begriffs der objektiven und unveränderlichen Wahrheit genagt. Ohne diesen Wahrheitsbegriff leuchtet der Begriff des unveränderlichen katholischen Dogma jedoch nicht mehr ein. Sicherlich kann man argumentieren, daß beide Päpste moralisch schuldig daran waren – beispielsweise wegen dem Streben nach Beliebtheit bei den Menschen, oder wegen intellektuellem Stolz –, daß sie in die materielle Häresie abglitten. Doch ist die moralische Schuld kein Ersatz für die maßgebliche dogmatische Verurteilung, welche diese Päpste erst mit Sicherheit von materiellen Häretikern zu formellen erklären kann.

Weil nur formelle Häretiker aus der Kirche ausgeschlossen sind und weil die einzig sichere Methode, eine formelle Häresie nachzuweisen, im Falle eines Papstes nicht anwendbar ist, muß eine gewisse Bandbreite an Meinungen zum Problem der Konzilspäpste offenbleiben. Einerseits ist es ungerecht, daß die liberalen „Traditionalisten“ aus dem Wort „Sedisvakantist“ ein Schimpfwort machen; andererseits sind die Argumente der Sedisvakantisten nicht so schlüssig, wie sie es gerne hätten oder vorgeben. Zusammenfassend gesagt mögen Sedisvakantisten noch katholisch sein, doch auf der anderen Seite ist noch kein Katholik verpflichtet, Sedisvakantist zu sein. Ich zum Beispiel glaube, daß die Konzilspäpste gültige Päpste sind.

Kyrie eleison.

Soutanen abgewogen

Soutanen abgewogen on März 12, 2011

Letzte Woche behaupteten die „Eleison Kommentare“ (Nr. 190 vom 5. März 2011), daß jener die Zügel der Kirche in der Hand hält, welcher der gesamten geoffenbarten Wahrheit treu ist. Diese Aussage scheint im besten Fall riskant, im schlimmsten Fall sogar falsch zu sein. Denn: 1) Wer hält denn das Steuer der Kirche in Händen, wenn nicht jene Steuermänner, die Gott dazu bestellte – sprich, die kirchlichen Autoritäten? 2) Seit wann formte unser Herr Seine Kirche auf solche Weise, daß sie von jedem geführt wird, welcher den Anspruch auf die Wahrheit erhebt? 3) Führt die Idee – daß jeder, der den Anspruch auf die Wahrheit erhebt, auch die Kirche steuere – nicht zu einem Chaos in der Kirche?

Die Heilige Schrift bietet die beste Antwort auf diese Fragen. Als der Hl. Paulus dem Volk von Galatien (an die heutige Türkei denken), das wahre Evangelium Jesu Christi verkündete, wurde es von den Galatern mit großer Freude und reicher Frucht aufgenommen (siehe „Brief an die Galater“ 2,14–15 und 3,5). Doch kaum hatte der Hl. Paulus Galatien in Richtung anderer Missionsgebiete verlassen, mischten sich Feinde Gottes unter das Volk und predigten eine Erlösung durch Werke des alten Gesetzes – insbesondere eine Erlösung durch die Beschneidung, anstatt durch den Glauben an Jesus Christus (siehe Galater 5,2–11). Als die Galater dieser Verkehrung des wahren Evangeliums verfielen, reagierte St. Paulus darauf mit dem herrlichen „Brief an die Galater.“ Es folgen einige Schlüsselabschnitte aus seinem ersten Kapitel:

„(6) Ich staune, daß ihr so rasch von dem, der euch in Christi Gnade berief, euch abwendig machen laßt zu einem anderen Evangelium, (7) wo es doch ein anderes gar nicht gibt, nur gewisse Leute gibt es, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verkehren. (8) Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht. (9) Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht!“

Offensichtlich besäße ein vor den Galatern erscheinender Engel scheinbar die volle Autorität eines wahren Himmelsboten. Träte St. Paulus gleichfalls wieder vor die Galater hin, so besäße er als Völkerapostel scheinbar die volle Autorität seiner vorherigen Evangelisierung der Galater. In beiden Fällen könnte der Anschein von Autorität kaum größer sein. Und dennoch sagt und wiederholt der Hl. Paulus, daß die Galater – anschaulich ausgedrückt – den Inhalt der Botschaft vor die Soutane ihres Überbringers stellen müßten. Auf diese Weise dürften sie – selbst wenn er mit der Soutane eines hohen Würdenträgers zurückkehren würde – ihm kein Wort mehr glauben, hätte er auch nur ein Jota vom Inhalt seiner vorherigen Verkündigung geändert!

Somit können wir auf die drei eingangs erhobenen Einwände antworten: 1) Unser Herr stellt letztendlich nicht Soutanenträger, sondern Wahrheitsverkünder an das Steuer der Kirche. 2) Diese Steuermänner erheben nicht nur den Anspruch auf die Wahrheit, sondern sie sind echte Wahrheitsverkünder. Nicht der Anspruch auf die Wahrheit macht die Wahrheit aus, sondern die Wahrheit macht ihr Verkünden aus (das können nur wenige moderne Menschen begreifen). 3) Weil es nur eine Wahrheit gibt, werden alle Wahrheitsverkünder in der Wahrheit vereint. Das Chaos kommt alleine von jenen Seelen, welche diese Wahrheit ablehnen oder verkehren.

Die Größe des Erzbischof Lefebvre lag in seiner sachlichen Erkenntnis, daß das Zweite Vatikanum zu einem „anderen“ Evangelium als dem von Jesus Christus und St. Paulus wurde: zu einem neuen Evangelium der Rechtfertigung durch die Werke des modernen Menschen. Er sah demzufolge ein, daß selbst den weißen Soutanenträgern, wenn sie dieses lehrten, nicht gefolgt werden dürfte. Sollen wir beim heutigen Träger der weißen Soutane anders handeln?

Kyrie eleison.

Künftige Gespräche

Künftige Gespräche on März 5, 2011

Es wird die einen erleichtern und die anderen enttäuschen, zu hören, daß allem Anschein nach die Glaubensgespräche zwischen den Theologen aus Rom und den Vertretern der Priesterbruderschaft St. Pius X. der letzten eineinhalb Jahre nun endgültig dieses Frühjahr zu Ende gehen. Denn bis dahin werden die hauptsächlichen Gesprächsthemen abgehandelt sein, ohne daß es irgendeinen Ausblick auf eine Verständigung gibt. Das ist die Schlußfolgerung, welche sich vorläufig aus Bemerkungen des Generaloberen Bischof Fellay in einem Interview vom 2. Februar 2011 ergibt.

Doch die Enttäuschten können versichert sein, daß es sowohl Römer als auch wichtige Priester in der Bruderschaft gibt, welche ihre Anstrengungen kaum einstellen werden, eine Brücke zwischen den Kirchenmännern des Zweiten Vatikanum und den Geistlichen der Tradition zu bauen versuchen. Wie immer es um solche zu- und abnehmenden Anstrengungen, alle Katholiken guten Willens zu vereinen, stehen mag, so sind doch die Worte unseres Herrn Jesus Christus gestern, heute und morgen ein fester Ankerpunkt: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“ (Matthäus 26,35). Das Leben der Kirche ist Seinem Leben nachgebildet. Sein Leben umfaßte ein Zu- und Abnehmen an menschlichen Anstrengungen und Leiden, welche im schrecklichen Kreuzestod gipfelten. Doch auch wenn unser Herr den jedem Menschen zueigenen Drang verspürte, vor dem Willen Seines Vaters zum Kreuzestod zurückzuschrecken – „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ –, so waren doch Sein menschlicher Verstand und Sein Herz im göttlichen Willen verankert: „ . . . doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst“ (Matthäus 26,39).

Derselbe unveränderliche göttliche Wille, der den menschlichen Verstand und das Herz unseres Herrn führte und verankerte, muß auch der Ankerpunkt im Leben der Kirche sein. Päpste, Konzile, religiöse Kongregationen und Bruderschaften mögen kommen und gehen. Doch um katholisch zu sein, müssen sie alle dem göttlichen Willen sich unterordnen, dem auch unser Herr sich unterordnete, und sie müssen alle exakt dieselben Wahrheiten verkünden, welche unser Herr der Kirche von seinem Vater übermittelte. Wie keine andere Institution auf der Welt ist die katholische Kirche so wesensgemäß auf der Wahrheit aufgebaut, daß ihr Überleben von ihrer Treue zu dieser Wahrheit abhängt. Weil die Konzilskirche menschliche Interessen an die Stelle der göttlichen Wahrheit stellt, zerfällt sie – und jedwede katholische Kongregation oder Gesellschaft, welche es ihr nachahmen würde, wird ebenfalls zerfallen.

Daraus folgt: Wer der gesamten geoffenbarten Wahrheit treu ist, hat effektiv – nicht grundsätzlich, aber in der Praxis – die Zügel der Kirche in der Hand (siehe „Letters from the Rector,“ Band IV, Seite 164). Mehr noch: Wer auch immer diese Wahrheit hat und vorgibt, die Zügel nicht effektiv in der Hand zu haben, wäre nach den eigenen Worten unseres Herrn ein „Lügner“ – genau wie der Heiland sich selber bezeichnet hätte, wenn er seinen Vater abgelehnt hätte (Johannes 8,55). Denn jeder Bote, der die Göttlichkeit seiner göttlichen Botschaft leugnet, hat den Vater der Lüge zum Vater (Johannes 8,44), und liebt seine Mitmenschen noch dazu nicht wahrhaft – entgegen seiner und ihrer möglichen Annahme.

Es gibt eine Wahrheit, auch wenn die meisten Menschen sie kaum noch erkennen können. Das Recht und die Fähigkeit der römischen Geistlichen, die Kirche zu regieren, hängt im Grunde genommen von ihrer Treue zu dieser Wahrheit ab. Das Recht und die Fähigkeit der Priesterbruderschaft St. Pius X. wiederum, gegen die untreuen Römer aufzustehen, hängt von der Treue der Bruderschaft zur Wahrheit ab. Bisher war die Bruderschaft treu und wird bis auf weiteres überleben. Doch möge Rom durch seine Rückkehr zur Wahrheit dieses Überleben unnötig machen!

Kyrie eleison.

Wenig Auserwählte

Wenig Auserwählte on Januar 22, 2011

Warum ist es scheinbar so schwierig, seine Seele zu retten? Warum werden nur so wenige Seelen gerettet im Vergleich zur Anzahl der verdammten Seelen, wie uns verkündet wird? Wenn es Gottes Wunsch ist, daß alle Seelen gerettet werden (1. Timotheus 2,4), warum erleichterte Er dies dann nicht – wo es doch sicherlich in Seiner Macht gestanden wäre?

Die prompte und einfache Antwort darauf lautet, daß es gar nicht so schwierig ist, seine Seele zu retten. Die Höllenqualen der Seelen bestehen zu einem Teil sogar aus der klaren Erkenntnis, wie leicht sie ihre Verdammnis hätten vermeiden können. Verdammte Nicht-Katholiken könnten sagen: „Ich wußte, daß am Katholizismus etwas dran ist. Doch wollte ich der Sache nie genauer nachgehen, weil es abzusehen war, daß ich dann mein Leben hätte ändern müssen.“ (Winston Churchill sagte einmal, daß zwar jeder Mensch irgendwann in seinem Leben auf die Wahrheit trifft, die meisten Menschen ihr dann aber aus dem Weg gehen). Und verdammte Katholiken könnten sagen: „Gott schenkte mir den Glauben und es war mir bewußt, daß ich nur eine gute Beichte gebraucht hätte. Doch dachte ich, daß es bequemer wäre, diese hintanzustellen – und so starb ich im Stand meiner Sünden . . .” In der Hölle weiß jede Seele, daß sie aus eigenem Verschulden und aus eigener Entscheidung dort ist. Dafür kann nicht Gott verantwortlich gemacht werden. Beim Rückblick auf ihr irdisches Leben erkennen diese verdammten Seelen eindeutig das große Bemühen Gottes, welches sie daran hindern wollte, in die Hölle sich zu stürzen. Doch diese Seelen wählten ihr Schicksal aus freien Stücken, und Gott respektierte diese Entscheidung. Tauchen wir doch etwas tiefer in dieses Thema ein:

Gott entschied in Seiner unendlichen Güte, Großzügigkeit und Glückseligkeit – sowie ohne Notwendigkeit –, Wesen zu schaffen mit der Fähigkeit, an Seiner Glückseligkeit teilzuhaben. Weil Gott reiner Geist ist (Johannes 4,24), mußten solche Wesen wiederum geistig sein und nicht nur rein materiell wie die Tiere, Pflanzen und Mineralien. Deshalb erfolgte die Erschaffung der körperlosen Engel sowie der Menschen mit einer geistigen Seele in einem materiellen Körper. Nun aber besteht diese Geistigkeit – durch welche die Engel und die Menschen überhaupt zur Anteilname an der göttlichen Glückseligkeit befähigt sind – aus der Vernunft und dem freien Willen. In der Tat verdient eine Seele ihre Teilhabe an Gottes Glückseligkeit erst durch den freien Willen, mit welchem sie sich freiwillig für Gott entscheidet. Doch wie könnte diese Entscheidung für Gott wirklich frei sein, wenn es gar keine andere Auswahlmöglichkeit gäbe, welche von Gott wegführt? Welchen Verdienst erwürbe beispielsweise ein Knabe, der den Kauf eines Buches von Goethe beschlösse, wenn es in dem Buchladen jedoch nur Goethe zu kaufen gäbe? Wenn es aber schlechte Alternativen gibt, und wenn der freie Wille wirklich und nicht nur scheinbar frei ist, wie sollte es dann nicht auch Engel und Menschen geben, welche sich für das Schlechte entscheiden?

Die Frage mag dennoch folgen, wie Gott in seiner Voraussicht zulassen konnte, daß die Mehrheit der Seelen für ihre Verweigerung Seiner Liebe diese furchtbare Strafe der Verdammung auf sich zieht? Die Antwort lautet, je schrecklicher die Hölle ist, desto sicherer schenkt Gott jedem lebenden Menschen genügend Gnade, Licht und Kraft, um dieser Strafe zu entrinnen – allerdings gilt, wie schon der Hl. Thomas von Aquin hierzu anmerkte: Die Mehrheit der Menschen zieht die momentanen und bekannten Sinnesfreuden den zukünftigen und unbekannten Freuden im Paradies vor. Warum hat Gott dann die Sinnesfreuden so stark ausgeprägt? Einerseits sicherlich als Gewährleistung, daß Eltern Kinder zeugen werden, um später Gottes Himmel zu bevölkern. Andererseits aber auch, um die Anstrengung jener Menschen verdienstvoller zu machen, welche das Streben nach irdischem Vergnügen der wahren Glückseligkeit des nächsten Lebens nachordnen – eine Glückseligkeit, welche jenen gehört, die sie wollen! Wir müssen sie nur gewaltig genug wollen (Matthäus 11,12)!

Gott ist kein mittelmäßiger Gott; deswegen will Er den Ihn liebenden Seelen kein mittelmäßiges Paradies bieten.

Kyrie eleison.